hr4 ÜBRIGENS
hr4
Brüning, Dr. Barbara

Eine Sendung von

Katholische Journalistin, Autorin und Systemische Familienberaterin, Frankfurt

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Ferien, die in Erinnerung bleiben

Jedes Mal, wenn es im Sommer so richtig heiß ist, erinnere ich mich an den Anfang einer Erzählung aus Bruno Schulz‘ Buch „Die Zimtläden“: Seine Beschreibung von Straßen, die menschenleer sind, auf denen die Hitze flimmert, von Birnen, die unglaublich weich und süß sind und auf der Zunge zergehen, von dem Geruch der Luft nach Gewittern… Seine Worte gehen mir unter die Haut und katapultieren mich in Gedanken sofort in mein 10jähriges Ich.  Dann sehe rieche und fühle ich für einen Moment wieder so intensiv wie damals in den Ferien bei meiner Oma. 

Ein Lächeln auf die Lippen zaubern

Dieses Glück dauert nicht lange. Dann hat mich der Alltag wieder. Und manchmal wendet es sich sogar ins Negative. Ich fange nämlich an zu vergleichen. Konnte ich meinen Kindern solche intensiven Ferienmomente schaffen? Solche, die wirklich unvergessen bleiben und ein Leben lang ein Lächeln auf die Lippen zaubern? 

Und dann beginnt das Vergleichen mit Freundinnen und Nachbarinnen. Die einen sind immer in ein Dorf in Kroatien gefahren und haben dort vier Wochen bei der Oma gelebt. Ja, das hätte ich meinen Kindern gerne auch ermöglicht. 

Ihr Mund steht nicht still

Andere haben regelmäßig Städtereisen gemacht. Natürlich werden auch das unvergesslich Erlebnisse sein. So geht das Vergleichen und Beurteilen weiter. Das macht mich unglaublich unruhig, weil ich dauernd denke: Ich hätte etwas anderes tun müssen, um meinen Kindern bessere oder intensivere Erlebnisse zu bieten. 

Was mir hilft, um wieder zur Ruhe zu kommen, ist ein Dankgebet zu sprechen. Wenn ich mich auf all das konzentriere, wofür ich dankbar bin, dann wächst mein Gefühl dafür, dass das alles kostbare Geschenke sind. Und schließlich ist meine „kostbare“ Kindheitserinnerung ja auch eine, die ohne große Anstrengung meiner Eltern „einfach so“ passiert ist. Ich muss also gar nichts Besonderes tun. Und meine Kinder bestätigen mir das auch. Ihr Mund steht nicht still, wenn ich sie frage, an welche Ferien sie sich gerne erinnern.