Einzigartig oder perfekt?
Kürzlich hab ich beim Aufräumen einen goldenen Anhänger in Form von einem Kreis wieder gefunden, den ich schon lange gesucht habe. Es war ein Geschenk und ich mag ihn sehr. Leider ist er nun etwas verbeult wieder aufgetaucht. Rund ist er jedenfalls nicht mehr.
Dieser Kreis mit den Beulen ist so einzigartig wie du
Ich hab mich darüber geärgert, aber ich hab ihn trotzdem wieder umgehängt. Es hat gar nicht lange gedauert, da hat eine Freundin mich nachmittags beim Kaffee darauf angesprochen. Sie hat gesagt: „Wie toll, dass dieser Kreis nicht perfekt rund ist.“ Ich hab sie fragend angeschaut, und da hat sie erklärt: „Perfekte Kreise sind doch alle gleich. Aber dieser mit den Beulen, der ist einzigartig. Der hat eine Geschichte. Den kann niemand kopieren.“ Und mit einem Lächeln hat sie hinzugefügt: „So wie du.“
Wir können und müssen nicht ständig perfekt sein
Ja, ich weiß, dass ich nicht perfekt bin. Und meistens ist das auch in Ordnung. Manchmal macht es mich aber auch unzufrieden. Dann habe ich das Gefühl, andere schaffen mehr und machen ihre Sache besser. Da ist es immer aufgeräumt. Die Küche blitzt. Und sie sind obendrein erfolgreicher. Dann frage ich mich: Bin ich zu nachlässig? Vielleicht sogar nicht fleißig genug? Ich habe das meiner Freundin erzählt, und da hat sie gesagt: Also ich finde bei der Arbeit, wo es drauf ankommt, da sollte man schon perfekt sein. Ein Arzt sollte keinen Fehler machen, und ein Auto sollte perfekt funktionieren. Aber so im Privaten, da sind wir doch Menschen, die alle unterschiedliche Dinge wichtig finden. Und da können wir nicht ständig perfekt sein. Wir Menschen sind eben nicht wie perfekte Kreise austauschbar.
Menschen mit Ecken und Kanten
Übrigens finde ich dieses etwas Unperfekte auch schon in der Bibel: Jesus hat als Jünger nicht die Klügsten oder die Erfolgreichsten ausgesucht. Er hat Menschen ausgewählt mit Ecken und Kanten. Mit Zweifeln, mit Schwächen. Einzigartig und unperfekt. So wie die meisten Menschen eben sind, und ich auch.