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Reuter, Eva

Eine Sendung von

Katholische Pastoralreferentin, Betriebsseelsorge im Bistum Mainz / Regionalstelle Rheinhessen

Feuerwerk für das Leben

Auf das Feuerwerk heute Abend freue ich mich schon lange. In Mainz ist Johannisfest, und eigentlich jedes Jahr gehe ich da am Montag ans Rheinufer und bestaune mit vielen anderen Menschen die bunten Farben der Feuerwerkskörper, die am Himmel explodieren. Ich mag professionell arrangierte Feuerwerke. Die Farben und Explosionen drücken für mich ganz viel Lebensfreude aus.

Vorbereitung auf Jesus Lehre

Ich finde es auch besonders schön, dass dieses Feuerwerk immer um den Johannistag herum stattfindet. Es hat viel mit Lebensfreude zu tun. Der Festtag des Heiligen Johannes des Täufers fällt nicht zufällig auf die längsten Tage im Jahr. In der Bibel steht, dass Johannes mit Blick auf Jesus gesagt hat: „Er muss wachsen, ich aber geringer werden.“ (Johannes 3, 30) Er wollte damit sagen: Meine Predigt und meine Taufe sind nur die Vorbereitung auf Jesu Lehre und Wunder.

Und so ist es auch kein Zufall, dass das Fest des Täufers an dem Tag gefeiert wird, an dem die Tage langsam wieder kürzer werden. Im Jahreskreis sozusagen genau gegenüber von Weihnachten, der Geburt Jesu. Ab Weihnachten werden die Tage ja langsam wieder länger.

Das Lied greift dieses Thema auf

Die christliche Überlieferung hat deshalb das Symbol der Waage mit Johannes verbunden. Es gibt nur einen kleinen Moment, an dem die Waage im Gleichgewicht ist. Dann neigt sie sich wieder in die andere Richtung. Das Kirchenlied „Das Jahr steht auf der Höhe“ greift dieses Thema auf. Ich mag dieses Lied mit seiner mittelalterlichen Melodie und dem Text von 1978. Es steht im katholischen Gesangbuch Gotteslob (Nr. 465).

Der Text lautet: 

Das Jahr steht auf der Höhe,
die große Waage ruht.
Nun schenk uns deine Nähe

und mach die Mitte gut.
Herr, zwischen Blühn und Reifen

und Ende und Beginn
lass uns dein Wort ergreifen
und wachsen auf dich hin.

Kaum ist der Tag am längsten,
wächst wiederum die Nacht.

Begegne unsren Ängsten

mit deiner Liebe Macht.

Das Dunkle und das Helle,

der Schmerz, das Glücklichsein

nimmt alles seine Stelle

in deiner Führung ein. 

 

Kein Grund trübsinnig zu werden

Für den Dichter ist klar: Die Jahreszeiten sind ein Hinweis auf die Vergänglichkeit. Für mich als Christin ist das aber kein Grund, trübsinnig zu werden. Ich glaube: Die Jahreszeiten in der Natur und meinem Leben mit allen seinen Phasen sind in der Ewigkeit aufgehoben. Deshalb kann ich es lieben mit allem dunklen und hellen Seiten. Gottes Nähe hilft mir dabei.

Ein wunderbares Beispiel dafür

Ich weiß auch: Mein Leben ist irgendwann zu Ende, und gerade deshalb will ich es in vollen Zügen genießen und feiern. Der heutige Abend ist für mich da ein wunderbares Beispiel: Ich treffe mich mit Freunden. Wir reden und lachen. Vielleicht trinken wir auch ein Gläschen Wein. In jedem Fall werden wir das Feuerwerk beim Johannisfest genießen und uns daran freuen.

Eie ganze Ewigkeit

So ein Abend ist für mich auch ein bisschen wie der Hinweis des Heiligen Johannes: Dieses Leben auf der Erde wird weniger, aber es gibt mir eine Ahnung davon, wie es nach dem Tod im Himmel sein könnte, und das dauert dann eine ganze Ewigkeit.