Gemeinsam
Es ist Mittagszeit, kurz vor 13.00 Uhr. Ich fahre mit dem Auto an der Grundschule vorbei, in der ich unterrichte. Es ist Schulschluss. Die Kinder sind auf dem Nachhauseweg. Von hinten sehe ich zwei Mädchen. Sie sind vielleicht acht oder neun Jahre alt. Die beiden tragen große, und wahrscheinlich auch schwere, Ranzen auf ihrem Rücken. Das eine Mädchen ist etwas größer als das andere. Es hat seinen Arm um die Schulter des kleineren Mädchens gelegt.
Der Anblick dieser beiden Schülerinnen rührt mich. Sie sind einander nah. Das größere Mädchen kümmert sich um das kleinere. Ihre Hand auf der Schulter tut der Kleinen bestimmt gut. Sie vermittelt Geborgenheit und schenkt Nähe.
Ich vermute, dass das kleinere Mädchen traurig ist. Ihr Kopf ist nach unten gesengt. Vielleicht hat sie Ärger mit einem Klassenkameraden oder vielleicht hat sie eine schlechte Note bekommen. Auch Kinder haben es nicht immer leicht.
Wie gut, dass das Mädchen in dieser Situation nicht alleine nach Hause gehen muss. Ihre Freundin oder Schwester hört ihr zu, vielleicht weiß sie einen guten Rat und tröstet sie.
Die beiden Mädchen so auf ihrem Weg sind ein schönes Bild für dieses Bibelwort:
„Einer trage des anderen Last, so werdet ihr den Willen Jesu erfüllen (Gal 6,2).“ Genau das tut das größere Mädchen. Es hört zu und trägt den Kummer und den Ärger des kleineren Mädchens mit.
Manchmal ist es gar nicht so schwer, einander nahe zu sein und dem anderen zu zuhören, nachzufragen und Anteil zu nehmen. Ich denke, dafür reicht ein offenes Herz, das sich berühren lässt von der Sorge und der Traurigkeit des anderen. Und ein offenes Ohr ist nötig, um genau hinzuhören und die andere zu verstehen. Wo wir einander Lasten tragen helfen, können wir leichter miteinander unterwegs sein und darüber freut sich Gott.