Begegnungen im Altenheim
Einmal im Monat halte ich Gottesdienst in einem Altenheim. Oft nehme ich Jugendliche aus meiner Konfergruppe mit. Neulich waren Jonas und Lucas dabei. Jonas kannte das Haus schon von den Besuchen bei seinen Urgroßeltern, die dort gelebt haben. Lucas war noch nie da. Zu Beginn des Gottesdienstes stellen sich die beiden Jungs vor. Die alten Menschen freuen sich. Eine sagt: „Das ist aber nett. Schön, dass ihr mitgekommen seid.“ Ein Lächeln verbindet sie über die Generationen hinweg. Manchmal ist es ganz einfach, einander gut zu sein.
Das erleben die Jugendlichen und die alten Menschen bei diesen Begegnungen im Altenheim. Sie nehmen einander wahr, begegnen sich mit Interesse, Offenheit und Respekt. Gemeinsam feiern wir dann Gottesdienst. Wir singen und beten zusammen, so wie wir es können, die Jugendliche mit den alten Menschen, die alten Menschen mit den Jugendlichen. Mir gefällt das gut. Und ich bin mir sicher, dass alle etwas davon haben.
Nach dem Gottesdienst verabschieden sich Lucas und Jonas bei den Seniorinnen und Senioren. Sie geben jedem die Hand und wünschen ihnen ein gutes Wochenende. Während Lucas das gespendete Geld im Körbchen zählt, bringt Jonas eine Bewohnerin in ihrem Rollstuhl noch zum Fahrstuhl des Hauses.
„Die alten Leute sind voll nett“, sagt Lucas, als wir später im Auto sitzen. „Ja“, stimme ich ihm zu. „Die freuen sich einfach, dass ihr gekommen seid. Obwohl sie euch nicht kennen, haben sie keinen Berührungsängste. Sie sind offen für euch.“
In der Bibel steht dafür das Wort ‚Nächstenliebe‘. Es meint die Offenheit, einem anderen zu begegnen, ihm zugewandt zu sein und Gutes zu tun, ganz gleich, ob ich ihn kenne oder nicht. Der Nächste ist der Mensch, der in meiner Nähe ist und dem ich gerade begegne. Er kann alt oder jung sein, vertraut oder fremd. Jesus sagt: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Jonas und Lucas haben das im Altenheim erlebt und die alten Menschen auch.