hr4 ÜBRIGENS
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Mecke, Norbert

Eine Sendung von

Dekan, Melsungen

Ganz der Alte

Ganz der Alte

„Du bist ja immer noch ganz der Alte!“ Da trifft man nach Jahren einen ehemaligen Klassenkameraden auf der Straße. Natürlich knüpft man an „die alten Zeiten an“. „Weißte noch...?!“ – Klar weiß ich noch! Es wird gelacht und zurückdacht. „Man müsste sich mal verbreden!“ – „Ach, ja, stimmt, sollte man mal!“ Und dann tätschelt zum Schluss die Hand freundschaftlich meine Schulter: „Du bist und bleibst immer noch ganz der Alte!“ Ist das eigentlich ein Kompliment? Mir zumindest fallen da einige Dinge, wo ich lieber „ein Neuer“ wäre. Wie hieß das immer in der Werbung? „Ich will so bleiben wie ich bin! – Du darfst!“ Schön, wenn ich das darf. Aber – Gott sei Dank – muss ich das nicht: der Alte bleiben.

Ich glaube an Neuanfang! Natürlich nicht meinen Lebenslauf: Der ist, wie er ist. Aber der ist auch nicht nur so, dass ich mich an alles gerne erinnere. „Weißt Du noch...“, denke ich mir, „die Zeiten, wo Du andere hast schön alt aussehen lassen hast?! Erinnerste Dich an manches, wofür Du Dir nicht anerkennend die Schulter tätscheln kannst, sondern Dich eigentlich schämen musst?!“ Blieben wir immer „ganz die Alten“, würde uns vielleicht irgendwann gar kein „Kamerad“ mehr auf der Straße grüßen...

Ich habe zum Glück erlebt, dass es Vergebung gibt. Dass es Entwicklung gibt. Sicher nicht beständige Entwicklung zum Guten, aber dass es sich lohnt, an sich zu arbeiten. Dass ich das Pferd „Neuanfang“ nicht nur satteln, sondern auch wirklich reiten kann. Jesus ist der, der mich allen voran dazu ermutigt. Er ist Menschen so begegnet, dass sie spürten: „Ich muss kein anderer werden, um bei Gott zu punkten. Ich muss aber auch nicht der Gleiche bleiben, wenn Punkt für Punkt Gottes Liebe mein Leben prägt.“ (Lukas 19, 1-10)

Das ist ein Kompliment, wenn Gott mir Veränderung zutraut! „Man müsste sich mit ihm einfach öfter mal verabreden!“, denke ich. Und meine dabei, seine Hand freundlich auf meiner Schulter zu spüren: „Du bist und Du wirst immer wieder ganz erneuert!“ Na, dann zieh ich meine Straße doch fröhlich weiter!