Lächelnd Zähne zeigen

„Man kann seinem Feind auch lächelnd die Zähne zeigen.“ Eine biblische Weisheit ist das nun gerade nicht. Eine meiner Lehrerinnen in der Schule hat das gesagt. Bei einem Streit auf dem Schulhof sollten wir unser Köpfchen benutzen – und nicht unsere Fäuste. Ich habe erfahren: Der Spruch, dem Feind lächelnd die Zähne zu zeigen, gilt nicht nur in der Schule, sondern auch im Berufsleben. Eine neue Kollegin von mir hatte mich nämlich auf eine ganz schön harte Probe gestellt. Sie war einfach dreist. Gemeinsame Arbeitsergebnisse hat sie vor unserem Chef als ihre ausgegeben und sie wurde dafür in den Himmel gelobt. Teamfähig war sie erst recht nicht. Kritik von den Kollegen hat sie mit einer lässigen Handbewegung einfach weggewischt. Sie war einfach toll! Der Chef hat sie in dem Glauben ja auch ständig bestätigt. Ich war wirklich sauer auf sie. Ich habe mir sehr farbenfroh ausgemalt, wie ich sie auffliegen lassen könnte…

Ihr Selbstbewusstsein war aber nur gespielt. Das ist mir nach einiger Zeit klar geworden. Sie wollte nur über ihre Unsicherheit hinwegtäuschen. Sie war schlicht und ergreifend überfordert. Deshalb hatte sie unsere Arbeitsergebnisse auch als ihre ausgegeben.

Ich bot ihr meine Hilfe an. Dabei hatte ich schon ziemliches Bauchgrummeln. Aber sie nahm die Hilfe an. Wir haben dann viele Abende zusammen gesessen und gearbeitet. Inzwischen schafft sie ihre Arbeit auch ganz gut alleine und muss sich nicht mehr vor unserem Chef profilieren.

Ich habe gemerkt, dass das stimmt: Zubeißen ist nicht die Lösung. Man kann seinem Feind auch lächelnd die Zähne zeigen.