Krimi-Leidenschaft
Je mehr Krimis ich lese, desto mehr verfalle ich ihnen. Habe ich den Kriminalroman erst einmal angefangen, muss ich schnell zu Ende lesen. Je spannender er ist, umso besser kann ich entspannen.
Krimis sprechen mich auch als Christ besonders an. Und zwar nicht nur die vielen Thriller rund um Religion . In diesen Bestsellern geht es oft um verschwiegene Geheimnisse des Christentums, die den Bestand der Kirche bedrohen und deshalb kriminelle Energie freisetzen. Diese Stories haben für mich als Christ nicht mehr Stellenwert als jeder andere Krimi.
Wie die Ermittlerin hinter die Fassade schauen
Ich finde den Mehrwert in jedem guten Krimi: Es ist die Situation, es sind die Gründe, die zu einem Mord geführt haben. Denn auch die finstersten Krimi-Mörder morden ja nicht einfach so. Wo es um Mord geht, geht es um elementare Gefühle und tiefe Beweggründe. Eine Ermittlerin oder ein Detektiv muss immer hinter die Fassade schauen, sonst löst sie oder er den Fall nicht. Diese Blicke hinter die Fassade sind mir wichtig. Hier erfahre ich, was an Abgründen, Möglichkeiten, Verhängnissen in Menschen steckt. Die Ermittler fördern zutage, was sonst nur Pfarrerinnen und Priester in der Seelsorge hören.
Krimis in der Bibel
Nach jeder Krimilektüre ist mir bewusst: Menschen sind immer noch aus demselben Holz geschnitzt wie zu biblischer Zeit. Die Menschen sind seither nicht besser oder schlechter geworden. Die Bibel selbst erzählt Mordgeschichten. Angefangen bei Kain und Abel bis hin zum Prozess, der Jesus zum Tod am Kreuz bringt. Da spielten Motive eine Rolle, die es auch in heutigen Krimis gibt: Neid, Eifersucht, Machtbesessenheit und Staatsräson.
Am Ende siegt die Gerechtigkeit
Es gibt eine Brücke zwischen den biblischen Geschichten und dem Hier und Heute. Die zehn Gebote sind uralt. Krimis erzählen mir, sie können heute noch genauso Geltung beanspruchen und sind sinnvolle Regeln für ein Zusammenleben.
Oder das, was Jesus in der Bergpredigt über Gerechtigkeit sagt. Da preist Jesus die Menschen selig, „die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit“. Auch heute ist Gerechtigkeit für die Opfer von Gewalt nötig und Wertschätzung für die, die sich dafür einsetzen. Die meisten Krimis haben auch die Absicht, der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen.
Richterurteile oder das jüngste Gericht
Doch geht das überhaupt? Kann die Polizei oder können die Gerichte sie herstellen? Mir sind Krimis am liebsten, die auch über solche Fragen nachdenken. Die also auch die Rolle der Ermittler überdenken und nicht nur die Tat kriminalistisch aufdecken. Die Frage nach echter Gerechtigkeit wirft jeder Krimi auf. Denn Ermittler können zwar Mörder hinter Gitter bringen, nicht aber die Tat ungeschehen machen. Und so kirchenkritisch oder atheistisch viele Kommissare auch auftreten, über jedem ihrer Fälle schwebt die religiöse Frage nach der Auferstehung der Toten und dem, was Christen in der Vorstellung des Jüngsten Gerichts wach halten: Die Hoffnung auf wahre Gerechtigkeit.