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Vogt, Dr. Fabian

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt

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Das Grundgesetz wird 75 Jahre alt

Moderator/in:  Heute vor 75 Jahren, am 23. Mai 1949, wurde das Deutsche Grundgesetz in einer feierlichen Sitzung des Parlamentarischen Rates verkündet. Ein historischer Moment.

Bis heute wird ja immer mal wieder darüber diskutiert, wie das mit der Religion im Grundgesetz ist und wie sich der Wertekanon des Christentums darin widerspiegelt. Fabian Vogt von der Evangelischen Kirche: Wie siehst du das denn?

Na, unsere Verfassung beginnt ja mit den Worten „Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen hat sich das Deutsche Volk … dieses Grundgesetz gegeben.“ Das heißt: für diejenigen, die die Texte verfasst haben, war völlig klar: Das, was wir hier schreiben, sollte auch vor Gott Bestand haben. Insofern steckt da ganz viel an christlicher Ethik drin.

Kannst du mal ein konkretes Beispiel nennen?

Das fängt ja schon mit Artikel 1 Absatz 1 des Grundgesetzes an: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Starker Satz. Aber erst mal nur eine Behauptung.

Denn: Woher kommt denn die Idee, dass die „Würde des Menschen unantastbar ist“? Man könnte ja auch sagen: „Nur die Würde der Menschen, die ich mag, ist unantastbar.“ Was viele Radikale ja auch tun.

Für mich – und auch für viele der Mütter und Väter des Grundgesetzes – stammt der Ursprung dieser Idee „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ aus der Bibel. Aus der Schöpfungsgeschichte, in der erzählt wird, dass der Mensch ein Ebenbild Gottes ist.

Das heißt: In jedem Menschen zeigt sich was von Gott. Deshalb ist jeder Mensch voller Würde. Das ist nur einer von vielen Gedanken, die aus dem Christentum ins Grundgesetz eingeflossen sind.