Winterzeit
Na, welche von meinen Uhren stimmt denn jetzt? Der Wecker oder das Funk-Ding im Flur? Ist es erst kurz vor halb acht oder schon kurz vor halb neun? Hey, Moment mal, heute Nacht habe ich ja eine Stunde geschenkt bekommen. Klasse. Die Winterzeit hat angefangen. O Mann ...
Nur, was mache ich jetzt mit dieser geschenkten Stunde? Ich meine: Das ist doch eine Riesenchance. Ich könnte irgendwas tun, für das mir sonst immer die Zeit fehlt. Nur was? Weiterschlafen? Mal wieder joggen? In aller Ruhe Brötchen holen? Einen alten Freund anrufen? Na, dafür ist es vielleicht noch ein bisschen früh.
Also, mir wird schon was einfallen. Schließlich hat das doch was, so geschenkte Zeit. Fühlt sich ziemlich wertvoll an. Eine Stunde Extra. Quasi ein Zeit-Zuschlag. Ein Bonus temporis. Da könnte man was draus machen. Eine Stunde geschenkt. Und während mich die wohligen Gefühle überrollen, denke ich plötzlich: Was wäre eigentlich, wenn ich jede Stunde als eine geschenkte Stunde betrachten würde? Mit diesem Gefühl: Diese Zeit wurde mir speziell anvertraut? So wie man früher fromm sagte: „Nutze die Zeit, die Gott dir schenkt.“
Könnte ich mal probieren. Wahrscheinlich würde ich dann etwas anders leben. Bewusster. Aufmerksamer. Und mich selbst öfter mal in meinen Terminkalender schreiben. Also, vielleicht mache ich das ja tatsächlich. Aber jetzt leg ich mich erst noch mal kurz hin. Ist schon toll, so eine geschenkte Stunde.