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Vogt, Dr. Fabian

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt

Sommersonnenwende

Sommersonnenwende

Morgen früh ist es soweit. Und zwar um sieben Uhr und vier Minuten. Ja, dann erreicht die Sonne den größten Abstand vom Himmelsäquator und steht senkrecht über dem nördlichen Wendekreis. Morgen ist Sommersonnenwende. Sprich: Morgen ist der längste Tag und die kürzeste Nacht des Jahres 2013. Ein echt heller Grund zu feiern. Allerdings werden die Tage dann auch schon wieder kürzer. Schade. Weil der Sommer nach meinem Gefühl ja immer noch am Warmlaufen ist.

Die Sommersonnenwende wurde früher in vielen Religionen ganz groß gefeiert. Ja, weil die Sonne dort als Gottheit galt. Im Alten Ägypten zum Beispiel, in Griechenland, im römischen Reich, aber auch bei den Kelten und Germanen. Kein Wunder, die Menschen merkten natürlich, wie abhängig ihr gesamtes Dasein von der Sonne war. Die Sonne brachte Leben und Tod. Und irgendwie hieß das: Diese geheimnisvolle, glühende Macht am Himmel konnte gar nichts anderes sein als etwas Anbetungswürdiges.

Spannend finde ich: Als die biblischen Autoren anfingen, von ihrem Glauben zu erzählen, da brachten sie eine ganz andere Erfahrung mit. Sie erlebten Gott nämlich als ein Gegenüber, mit dem sie unabhängig von jedem Sonnenstand kommunizieren konnten. Darum schrieben sie leidenschaftlich: „Gott, der Herr der Welt, redet mit uns vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang.“ Na, wer will, kann Morgenabend natürlich trotzdem feiern.