Kanzler-Duell
Kanzler-Duell. Angela Merkel gegen Peer Steinbrück. Die Spitzenkandidaten der Bundestagswahl Auge in Auge. Klingt spannend. Obwohl: eigentlich nicht. Zurzeit sind die beiden ja ohnehin eher Randfiguren des Geschehens. Die Medien interessiert doch viel mehr, ob Stefan Raab als Mitglied des Moderatorenteams wohl eine Krawatte tragen wird. Und ob er sich traut, mal ein bisschen frecher zu fragen. Um ehrlich zu sein: Von Angela und Peer erwarten die meisten eigentlich nur das Übliche. Da wird halt ein Thema nach dem anderen abgehakt – und verzweifelt versucht, die gar nicht so unterschiedlichen Positionen zu einem politischen Profil zu stilisieren. Aber ja nicht zu konkret werden. Alles schon tausend Mal gehört.
Also: Ich wünsche mir sehr, dass heute Abend zwischen allen Taktierereien, rhetorischen Spitzen, Parteiprogrammen und Charme-Offensiven zur Wählerbetörung die Menschen Angela Merkel und Peer Steinbrück mit ihren echten Überzeugungen für mich greifbarer werden. Vielleicht auch angreifbarer. Aber ich weiß ein-fach gerne, mit wem ich es zu tun habe. Und ob die Leute auch hinter ihren Versprechungen stehen – als Menschen, nicht als Politiker. Und manchmal – man soll ja nicht zu viel verlangen – wünsche ich mir gerade in solchen voraussehbaren Debatten Menschen, die wie der Reformator Martin Luther, als er vor dem Kaiser seine kirchenkritischen Thesen widerrufen sollte, leidenschaftlich erklären: „Hier stehe ich. Ich kann nicht anders. Gott helfe mir. Amen.“