Habemus papam
Jetzt ging es ja doch überraschend schnell. Nur fünf Wahlgänge, und der neue Papst stand fest: Jorge Bergoglio, der Erzbischof von Buenos Aires. Eine überraschende, für viele aber auch eine für verheißungsvolle Wahl. Weil sie ganz im Zeichen eines Neuanfangs steht: zum ersten Mal ein Südamerikaner, überhaupt zum ersten Mal ein Geistlicher aus der Neuen Welt, zum ersten Mal ein Jesuit – und zum ersten Mal ein Papst, der es wagt, sich Franziskus zu nennen.
Ja, offensichtlich war es den bisherigen Päpsten zu heikel, den Namen des verehrten und selbst von Nichtgläubigen bewunderten Heiligen aus dem Mittelalter anzunehmen. Schon deshalb, weil der heilige Franziskus ja als Freund der Armen, als Naturschützer und als Kritiker einer allzu prunkvollen und mächtigen Kirche gilt.
Zu Bergoglio aber passt der Name. Denn der Argentinier ist in seiner Heimat schon lange als Anwalt der Unterdrückten bekannt. Und natürlich weiß er, dass Jesus dem heiligen Franziskus im Jahr 1205 einen ganz besonderen Auftrag gab: „Franziskus, geh und bau mein Haus wieder auf, das, wie du siehst, ganz und gar in Verfall gerät.“ Der Name „Franziskus“ ist also ein Programm für Kirchenreform.
Schon der erste Auftritt des neuen Papstes war von Bescheidenheit geprägt. Franziskus I. betete für seinen Vorgänger und bat selbst darum, dass die Menschen für ihn beten. Diese Gebete wird er brauchen, denn die Aufgabe ist groß. Sei es ihm gegönnt, den Menschen neu die Liebe Gottes nahezubringen – in der Stadt und auf dem ganzen Erdkreis. Urbi et orbi.