Gründonnerstag
Das muss eine seltsame Atmosphäre gewesen sein. Jesus hat seine Jünger versammelt. Ausnahmsweise mal in einem großen Festsaal mit eleganten Kissen zum drauf liegen. Das Essen duftet. Es gibt Lammbraten. Der Wein steht bereit. Doch dann sagt Jesus noch vor dem Essen etwas sehr Garstiges: „Einer von euch wird mich verraten.“ Puh. Keine tolle Eröffnung für ein Fest. Auf einmal schaut jeder misstrauisch auf seinen Nachbarn.
Und dann erhebt sich Jesus auch noch, nimmt das Brot in die Hand, verteilt es an seine Jünger und sagt so etwas wie: „Dieser Brotlaib ist mein Leib. Und dieser Rotwein ist mein Blut. Sie stehen für den Bund zwischen Gott und den Menschen. Darum sollen euch Brot und Wein immer daran erinnern, dass ich bei euch bin.“
Wie Jesus das genau gemeint hat mit dem „Das Brot ist mein Leib“ finde ich dabei gar nicht so entscheidend. Mich fasziniert, dass Jesus etwas ganz Alltägliches, nämlich das gemeinsame Essen nimmt und sagt: „Jedes Essen wird zu etwas ganz Besonderem, wenn es euch die Liebe Gottes vergegenwärtigt. Wenn ihr bei jedem Biss in ein Brot und bei jedem Schluck Wein denkt: Ja, Jesus ist bei mir.“
Die Feier des Abendmahls wurde in der Kirche im Lauf der Jahrhunderte stark ritualisiert. Doch gerade am Gründonnerstag, dem eigentlichen Erinnerungstag an die Einsetzung des Abendmahls, werde ich feiern, dass beim Essen eben nicht nur der Körper, sondern auch die Seele gestärkt werden soll.