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Vogt, Dr. Fabian

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt

Die Mauer

Die Mauer

Sie kamen ganz überraschend: Tausende von Soldaten und Polizisten. Mitten in der Nacht. Plötzlich waren die Übergänge zwischen Ost und West in Berlin gesperrt, und die DDR begann, um Westberlin eine 155 Kilometer lange, hohe Mauer zu bauen. Um den Weg in den Westen zu versperren. In dieser Nacht des 13. August 1961. Vorher hatten täglich bis zu 2000 Menschen die noch offene Grenze genutzt, um in den Westen zu fliehen. Insgesamt weit über 2 Millionen seit Gründung des Arbeiter- und Bauernstaates. Und nun war den übrigen 16 Millionen Ostdeutschen der Weg in die Freiheit versperrt.

Letztlich hat die DDR ihre eigenen Bürgerinnen und Bürger eingemauert, um sie an der Flucht zu hindern. Doch in der Propaganda hieß die Mauer natürlich gerne „Antifaschistischer Schutzwall“ - das klang ja deutlich besser. So, als wäre die Mauer vor allem ein Schutz gegen die garstigen Einflüsse des Kapitalismus. 1989 ist die Mauer gefallen. Deutschland wurde wiedervereint. Gott sei Dank. Doch irgendwie ist dieser Bau immer noch ein Symbol. Dafür, dass es bis heute Menschen gibt, die glauben, mit Mauern könne man Träume aufhalten. Dafür, dass weiterhin viele „Mauern in den Köpfen“ Menschen voneinander trennen. Und dafür, dass die Kunst, ideologische Mauern einzureißen, nie verlernt werden darf.

Klar. Weil alles, was Menschen zusammenbringt, den Frieden fördert. Das wusste man übrigens schon vor 3000 Jahren. Damals schrieb ein Psalmdichter in der Bibel ganz euphorisch: „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.“