100 Jahre Anthroposophie
Heute vor genau hundert Jahren, am 3. Februar 1913, gründete der Philosoph Rudolf Steiner die „Anthroposophische Gesellschaft“ – eine religiös-kulturelle Gemeinschaft, die überzeugt war, dass man die Welt ganz anders erklären könne als bisher. Ja, Steiner selbst schreibt: „Unter Anthroposophie verstehe ich eine wissenschaftliche Erforschung der geistigen Welt.“ Sprich: Der Philosoph war überzeugt, dass man nicht nur die äußerlichen, sondern auch die spirituellen Dimensionen des Daseins ergründen könne. Für ihn hieß das: Je mehr ein Mensch von dieser geistigen „Wahrheit“ begreift, desto näher kommt er seinem Heil.
Dafür verband Steiner in seiner Lehre Ideen ganz unterschiedlicher Geistesströmungen – etwa aus dem Christentum, dem Buddhismus, der Wiedergeburtslehre und der Esoterik. Und er konnte über die von der „Anthroposophischen Gesellschaft“ gegründeten Waldorfschulen seine Ideale auch schnell unter die Leute bringen.
Bis heute hat die Anthroposophie gerade in der Pädagogik tatsächlich viele hilfreiche Konzepte entwickelt, etwa da, wo sie den Menschen Mut macht, ihre Kreativität und ihr künstlerischen Fähigkeiten zu entfalten, oder wo sie darauf hinweist, dass es mehr Wahrheiten gibt, als das, was sich mit den Sinnen erfassen lässt.
Als Christ bin ich allerdings nach wie vor äußerst skeptisch, ob ein Mensch sich sein Heil durch spirituelle Erkenntnisse wirklich selber schaffen kann. Ich glaube das nicht. Deshalb halte ich mich lieber an den Apostel Paulus, der mal klug sagte: „Erlösung ist ein Geschenk – die kann man sich nicht erarbeiten.“