Weltpoliotag
Polio. Kinderlähmung war lange ein echter Menschheitsschrecken. Inzwischen ist sie in Deutschland durch Impfungen quasi ausgerottet. Und der heutige Weltpoliotag soll unter anderem zu Auffrischungsimpfungen motivieren, damit diese schreckliche Krankheit auf keinen Fall zurückkehrt.
Wie grauenhaft Polio-Epidemien früher waren, beschreibt der amerikanische Schriftsteller Philipp Roth übrigens meisterhaft und sehr anschaulich in seinem Roman „Nemesis“. Darin erfährt man hautnah, wie in einer amerikanischen Kleinstadt noch im 20. Jahrhundert das Auftreten dieser Krankheit Menschen tötet und Gemüter zerstört.
Der Held des Romans ist nämlich Lehrer und kommt nicht damit klar, dass er möglicherweise ein ganzes Kinderferienlager mit dem Virus infiziert hat. Was für eine Vorstellung. Am Ende trifft der Verzweifelte einen der eventuell von ihm Angesteckten wieder – und so stehen sich plötzlich zwei gänzlich unterschiedliche Menschen gegenüber. Beide hatten Polio mit ähnlichen Folgen. Doch während der Held sich seine vermeintliche Tat nie verzeihen konnte, hat sein Schüler den Weg zurück ins Leben gefunden. Der eine konnte verzeihen, der andere nicht. Dramatik pur.
Der heutige Welt-Polio-Tag erinnert deshalb auch daran, dass jede Seuche verheerende Spuren in einer Gesellschaft hinterlässt. Ein Grund mehr, alles Menschenmögliche gegen ihre Verbreitung zu tun.