Tag der Friedhöfe
Nicht alle, die gerne über Friedhöfe spazieren, sind morbid. Ich weiß ja nicht, wie Sie sich auf Friedhöfen fühlen, aber ich laufe manchmal ganz gerne an Gräbern entlang. Erst einmal fasziniert mich, dass da hinter jedem Namen ein ganzes Leben steht. Meist einfach nur in zwei banale Jahreszahlen gepackt. Geburtsjahr und Todesjahr. Und dann stelle ich mir vor, was das wohl für Menschen waren. Wie sie gelacht, geträumt, geweint und gehofft haben.
Und ich frage mich natürlich, wie sie gestorben sind: Ob sie wohl ein erfülltes Leben hatten – oder ob sie sich eigentlich ein ganz anderes Dasein gewünscht hätten. Ob sich ihre Lebenssehnsucht erfüllt hat oder nicht.
In der Bibel steht der weise Satz: „Mensch, bedenke, dass du sterben musst, damit du klug wirst.“ Na klar, weil jemand, der immer denkt, er hätte noch alle Zeit der Welt, anders lebt, als einer der sich bewusst ist, dass seine Zeit begrenzt ist. Wer den Tod nicht verdrängt, der erkennt, wie kostbar jeder Tag ist. Der lebt bewusster, intensiver und hoffentlich auch verantwortungsvoller.
Vielleicht ist der heutige „Tag der Friedhöfe“ ein guter Anlass, um mal wieder an den Tod zu denken. Nicht ängstlich oder verzweifelt. Sondern realistisch. Irgendwann kommt er ohnehin. Und bis dahin will ich aus der mir geschenkten Zeit das Beste machen. „Mensch, bedenke, dass du sterben musst, damit du klug wirst.“ Auf Friedhöfen wird mir das immer wieder neu bewusst.