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Vogt, Dr. Fabian

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt

Osterdienstag

Osterdienstag

Osterdienstag? Ein Feiertag? Na klar, das war jahrhundertelang ganz selbstverständlich. Drei Tage wurde getrauert, von Karfreitag bis Ostersonntag, weil Jesus ja am Kreuz gestorben war. Und drei Tage, von Ostersonntag bis Osterdienstag, wurde gefeiert, dass er wieder auferstanden ist. Eigentlich ganz logisch.

Und tatsächlich empfanden die meisten Menschen im Mittelalter das Osterfest als den Höhepunkt des Jahres. Mit großen Gottesdiensten und Festivitäten. Doch dann kam die Aufklärung – man dachte, man bräuchte den Glauben nicht mehr. Und viele lösten sich innerlich von der Kirche.

Darum heißt es schon in der großen „Oeconomischen Encyclopädie“ von Johann Georg Krünitz aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts: „Der dritte Osterfeyertag wird in vielen Ländern nicht mehr gefeiert, weil die häufigen Festtage, statt dass sie das Volk frommer und gesitteter machen, nur verleiten, sich der Faulheit und den Ausschweifungen hinzugeben.“

Hoppla. Da wurde also der Osterdienstag abgeschafft, weil die Leute ihn gar nicht für das nutzten, wofür er gedacht war. Na, da wundert es einen nicht, dass auch heutzutage manche Politiker gerne den einen oder anderen Feiertag in Frage stellen. Meist aus wirtschaftlichen Gründen.

Also ich, ich mach das jetzt mal andersherum. Ich feiere heute einfach offiziell den Osterdienstag. Für mich. Als kirchlichen Feiertag. Und wer weiß: Vielleicht werden wir ja irgendwann so viele, dass er wieder eingeführt wird.