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Vogt, Dr. Fabian

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt

Leben mit dem Tod

Leben mit dem Tod

Wenn jemand gestorben ist, dann gibt es eine Frage, die ich als Pfarrer den Angehörigen eigentlich immer stelle. Diese Frage lautet ganz schlicht: „Hat der oder die Verstorbene sich mit dem Tod auseinandergesetzt?“ Was glauben Sie, was ich da so als Antwort bekomme? Kann ich Ihnen gerne verraten. Meist gibt es einen kurzen Moment des Schweigens, betretene Gesichter und dann kommt fast immer ein verlegenes „Äh, nein, eigentlich nicht.“ Manchmal hake ich dann noch nach und sage: „Ja, aber es war doch seit Wochen absehbar, dass es zu Ende geht.“ „Trotzdem, über solche Themen haben wir nie gesprochen.“

Verrückt, oder? Es gibt kaum etwas, was die Menschen so eint, wie die Gewissheit, dass sie eines Tages sterben werden. Trotzdem reden wir da nicht drüber. Nicht mal im Angesicht des Todes. Schade. Finde ich. Denn ich behaupte mal: Wer nicht über den Tod redet, der redet höchstwahrscheinlich auch nicht über das Leben – zumindest nicht darüber, was uns ängstigt, auf was man hofft oder wo man unsicher ist.

Ja, gerade das Nachdenken über den Tod führt einem doch die Kostbarkeit des Lebens ganz neu vor Augen, wie kostbar das Leben ist. Und vielleicht ist das ja in der laufenden ARD-Themenwoche „Leben mit dem Tod“ eine ganz sinnvolle Idee: Einfach mal mit einem vertrauten Menschen offen und ehrlich über das Sterben reden. Die Bibel zumindest behauptet, dass das „lebensklug“ macht.