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Vogt, Dr. Fabian

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt

Anschläge

Anschläge

Letzte Woche war ich Israel. Genauer gesagt: in der Westbank. Zu Gast bei Palästinensern. Und irgendwie kam da beim Abendessen das Gespräch auch auf den heutigen Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001, also auf die Attentate, bei denen Terroristen Flugzeuge ins World Trade Center steuerten. „Eines verstehe ich nicht“, habe ich gesagt, „wie konnten damals Palästinenser einen solchen widerwärtigen Anschlag bejubeln?“

Da sah mich unsere Gastgeberin lange an. Dann erwiderte sie ganz ruhig: „Wir Palästinenser haben nicht gejubelt, wir haben geweint. Mit euch. Und zwar bitterlich. Ich habe keine Ahnung, wo und wie die Medien Bilder von Feiernden aufgenommen haben. Bei uns im Ort garantiert nicht.“

Dann wurde sie traurig: „Wenn uns Palästinenser etwas kaputt macht, dann, dass wir andauernd mit irgendwelchen gestörten Radikalen in einen Topf geworfen werden. Ja, es gibt fundamentalistische Muslime. Leider. Aber ihr Deutsche wollt doch auch nicht als ganzes Volk mit den Neonazis in eurem Land gleichgesetzt werden. Für viele Leute sind alle Palästinenser muslimische Terroristen. Und das ist einfach Quatsch. Ja, die meisten Deutschen wissen nicht mal, dass es unglaublich viele Christen in Palästina gibt.“

Wir haben dann noch den ganzen Abend darüber gesprochen, wie Frieden möglich ist. Und eines war klar: Frieden fängt da an, wo Pauschalurteile aufhören.