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Propst Volker Mantey

Eine Sendung von

Propst, Marburg

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To-Do-Liste für den Advent

Lang wird sie sein, die To-Do-Liste da an Ihrem Schwarzen Brett. Vielleicht sogar sehr lang. Dinge stehen da sicher drauf, die in den kommenden Wochen noch erledigt werden müssen: Geschenke kaufen, Plätzchen backen, Baum aussuchen – das volle Programm.

Wir sprechen immer von „vier Wochen Advent“. In Wirklichkeit sind es gerade einmal dreieinhalb. Und da ist Heiligabend schon eingerechnet. Tut mir leid, wenn ich Ihren Druck jetzt noch erhöhe.

Was steht auf Ihrer To-do-Liste für den Advent?

Was steht denn noch auf solchen To-do-Listen? Nach Hoffnung Ausschau halten? Inneren Frieden suchen? In Ordnung bringen, was aus dem Ruder lief? – oder gar: das Leben auf das Wesentliche ausrichten? Wohl eher nicht. Dabei sollten wir uns genau dafür Zeit nehmen. Aber weil diese Aufgaben nicht dringend erscheinen, heben viele von uns sie sich auf – für später, wenn Zeit dafür ist. Oder sie lassen sie gleich ganz.

Simeon möchte den Heiland sehen

Da ist ein alter Mann in Jerusalem, Simeon heißt er. Wie wir, beschäftigt er sich mit den Dingen des Lebens. Und doch trägt er in seinem Herzen eine ganz besondere Hoffnung: Er werde nicht sterben, bevor er den Heiland gesehen habe (Lukas 2,26). Darauf wartet er. 

Er geht in den Tempel

Sicherlich war er oft enttäuscht, ernüchtert sogar, weil diese Hoffnung sich bislang nicht erfüllte. Und jetzt tut er etwas sehr Kluges: Er sucht einen Ort auf, an dem die Chancen größer sind, Gottes Wirken wahrzunehmen. Er geht in den Tempel. Dorthin, wo Ruhe herrscht, wo der Alltag außen vor bleibt, wo er konzentriert nach dem Wesentlichen suchen kann.

Simeon trifft Josef und Maria mit dem neugeborenen Jesus

Und da geschieht es: Er sieht Maria und Josef. Nach jüdischem Brauch bringen sie ihr Kind, den neugeborenen Jesus, zur Beschneidung in den Tempel. Da spricht Simeon die Worte, die bis heute nachklingen: „Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen.“ (Lukas 2,29–30)

Frieden. Tiefer innerer Frieden. Das ist es, was Simeon erlebt. Gott ist da. Das ist erstmal das Wichtigste.

Neue Punkte für die adventliche To-do-Liste

Vielleicht schreibe ich meine Advents-Liste noch einmal neu. Mit Aufgaben wie: einen Ort der Stille aufsuchen; bewusst Zeit nehmen, um auf Gottes Spuren zu achten; in einer Kirche, beim Spaziergang durch den Wald, im Innehalten am Abend. 

So kann sich in mir Frieden ausbreiten – mehr kann mir die Adventszeit eigentlich nicht schenken.