hr2 ZUSPRUCH
hr2
von Winterfeld, Charlotte

Eine Sendung von

Evangelische Pfarrerin, Frankfurt

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Ein junger Mann mit lockigem Haar sitzt auf einem Sofa in einem hellen Raum. Er trägt ein weißes T-Shirt mit einem Aufdruck und lächelt. Im Hintergrund sind Stühle und Tische zu sehen, die auf eine einladende Atmosphäre hinweisen.

Maximilian und die Sterbebegleitung

Maximilian ist 19 Jahre alt und Hospizbegleiter. Das heißt: Er hat eine kleine Ausbildung gemacht und arbeitet jetzt ehrenamtlich in einem Hospiz in der Nähe von Marburg. Er begleitet Menschen, die sterben. Das ist ziemlich ungewöhnlich für jemanden, der so jung ist. 

Maximilian begleitet sterbenskranke Menschen

Maximilian besucht die sterbenskranken Menschen, geht mit ihnen spazieren, liest ihnen vor, unterhält sich mit ihnen. Von dieser besonderen Arbeit erzählt er im Fernsehen und auf Social Media. Mit 16 Jahren hat er ein Schülerpraktikum im Hospiz gemacht, einem Krankenhaus für Sterbende. Ihn treibt die Frage um, warum sich so wenige mit dem Tod auseinandersetzen, und er selbst will sich dem Thema stellen. 

Die Gesprächsthemen sind ganz verschieden

Das Praktikum beeindruckt ihn sehr und er will weitermachen. Die Ausbildung ist spannend. In rund 100 Unterrichts-Einheiten lernt er verschiedene Krankheiten kennen, oder, wie er gut mit schwerkranken und sterbenden Menschen ins Gespräch kommt. Maximilian erklärt: “Man merkt automatisch, ob es ums Wetter gehen soll oder um etwas Persönlicheres.” Oft geht es in den Gesprächen auch gar nicht nur um Krankheit und Tod. Viele wollen vom Leben reden oder sich ablenken. Es wird sogar viel gelacht im Hospiz.

Manche wollen reden, andere lieber etwas tun

So geht es auch Sonja. Sie hat Krebs im Endstadium. Und sie erzählt: “Wir unterhalten uns zum Beispiel, was Maximilian nach dem Abitur vorhat - es interessiert mich, auch wenn ich es nicht mehr erleben werde. Es gibt so viele andere Dinge, über die man sich unterhalten kann, gerade mit einem so jungen Menschen.” Andere wollen nicht nur reden, lieber was machen. So wie Heidi Maximilian dreht mit ihr draußen kleine Runden. Sie läuft nur noch mit dem Rollator. Beim Spazierengehen erzählt sie von dem Garten, den sie früher hatte.

Wie geht Maximilian damit um, wenn ein Mensch stirbt, den er begleitet hat?

Und wie geht es Maximilian, wenn ein Mensch stirbt? Ein Mensch, zu dem er Nähe aufgebaut hat? Maximilian schwankt dann zwischen Traurigkeit und Erleichterung. Er sagt: Das ist ein „Gefühl, das man nur schwer beschreiben kann. Der Mensch ist durch eine schwere Krankheit gegangen, und jetzt sind Schmerzen und Leid vorbei." Manchmal macht Maximilian nach einem Todesfall eine kleine Pause und wartet ein bisschen, bis er wieder einen Menschen begleitet. Jederzeit stehen auch Supervision und Beratung für ihn bereit. Ich finde es mutig, dass Maximilian sich in seinem Alter genau dieses Ehrenamt ausgesucht hat. Sicher tut er das auch, weil er den Sinn darin spürt, und merkt, wie wichtig diese Aufgabe ist. Gut also, wenn Menschen sich auf diese Weise engagieren.

"Ich will ja später auch nicht alleine sein, wenn die Zeit kommt."

Als Pfarrerin darf ich auch manchmal dabei sein, in der letzten Phase des Lebens. Am Anfang dachte ich: Was kann ich sagen? Wie soll ich trösten? Mittlerweile weiß ich: Einfach da sein, das zählt. Und am Ende gehe ich selbst oft getröstet nach Hause und bin Gott dankbar, weil es intensiv war und das Leben in seiner Fülle greifbar wird. Ich empfinde dann eine tiefe Gemeinschaft mit meinem Gegenüber. Maximilian bringt sein Engagement auf den Punkt: "Ich will ja später auch nicht alleine sein, wenn die Zeit kommt."

 

19-Jähriger begleitet im Ehrenamt Schwerkranke beim Sterben | hessenschau.de | Gesellschaft

Veröffentlicht am 14.08.25