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Hirt, Beate

Ein Sendung von

Senderbeauftragte der katholischen Kirche beim hr, Frankfurt

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Maria Magdalena, mutig Liebende

Manche behaupten ja noch immer: Apostel, das seien nur Männer gewesen. Bis heute ist das auch ein Argument gegen die Weihe von Frauen zu Priesterinnen. Aber die Kirche der ersten Jahrhunderte kannte sehr wohl Frauen als Apostel, Apostelinnen also, und eine von ihnen bekam sogar den Ehrentitel „Apostelin der Apostel, apostola apostolorum“. Heute feiert diese Höchste aller Apostel ihren Gedenktag: die heilige Maria Magdalena.

Maria Magdalenas Ruf wurde kleingeredet

Im Laufe der Jahrhunderte ist ihr herausragender Ruf allerdings leider ziemlich kleingeredet worden, vor allen von männlichen Theologen. Als Sünderin, als Hure haben sie diese Heilige immer mehr gesehen.

Krimis wie der „Da Vinci Code“ von Dan Brown zeigen sie als etwas undurchsichtige Geliebte Jesu. Eine Liebende: Das ist Maria Magdalena tatsächlich. Aber ganz anders, als sich das die Männer im Laufe der Kirchengeschichte zusammenreimten.

Maria Magdalena ist eine mutige Frau gewesen

In der Bibel gehört Maria Magdalena zu den Frauen, die bei Jesus bleiben, als die Männer längst das Weite gesucht haben. Sie steht unter seinem Kreuz, sie ist bei ihm, als er stirbt (vgl. Johannes-Evangelium 19,25). Und sie ist diejenige, die als erste an sein Grab kommt, frühmorgens am dritten Tag.

Das war beileibe nicht selbstverständlich und ungefährlich in der damaligen Situation. Einen gekreuzigten Verbrecher, einen politischen Unruhestifter zu betrauern – damit riskierte man selbst Strafen und sogar den Tod im Römischen Reich. Aber Maria Magdalena muss hin zum Grab – und sie muss Jesus suchen, als sie ihn dort nicht findet. „Wo ist er?“ fragt sie die Männer, die sie trifft.

Die Liebe vieler Frauen ist voller Mut und Durchhaltevermögen

Ich muss an andere Frauen denken, die in all den Jahrhunderten mutig nach Menschen gesucht haben, die sie lieben. Die hartnäckig gefragt haben: „Wo sind sie?“ Die Frauen etwa damals im Nationalsozialismus, die in der Berliner Rosenstraße nach ihren jüdischen Männern fragten – so lange, bis die Nazis sie freigaben. „Wo sind sie? Wir gehen nicht ohne sie!“ Oder die Frauen, die in Argentinien über Jahre und Jahrzehnte nach dem Militärputsch und der Militärdiktatur nach ihren verschwundenen und getöteten Familienangehörigen fragen.

Die Liebe dieser Frauen ist mutig und voller Durchhaltevermögen. Diese Liebe hat keine Angst vor Machthabern und nicht einmal vor dem Tod. Und sie ist kein Zeichen von Schwäche, sondern im Gegenteil: Sie zeugt von ungeheurer Stärke. Die Liebe „glaubt alles, hofft alles, hält allem stand“, so sagt es der heilige Paulus im 1. Korintherbrief (1. Korintherbrief 13,7).

Maria Magdalena hat ihn damals gefunden, Jesus, ihren geliebten Meister. Er begegnet ihr am Grab und ruft sie beim Namen: Maria! Sie ist die erste, der Jesus sich als Auferstandener zeigt. Die erste auch, die ihn als Auferstandenen bezeugen kann. Heute wird sie wieder verehrt und gefeiert: als Apostelin und als Frau, die sich mutig und stark für den Glauben und für die Liebe einsetzt