Am Sonntag geblümtes Geschirr
Vor kurzem war ich für ein Wochenende zu Gast in einem Kloster. Nach dem Abendessen haben die anderen Gäste, die Gastschwester und ich zusammen den Frühstückstisch für den nächsten Tag gedeckt. Am Samstagabend meinte die Schwester zu mir: „Bitte nehmen Sie für morgen, den Sonntag, das schöne Geschirr, das mit den Blumen drauf.“ Für die Klosterschwestern ist der Sonntag ein besonderer Tag, dafür gibt es ein eigenes Geschirr. Schon am ersten Tag, bei der Ankunft ist mir das aufgefallen. Ich habe gefragt, wann ich denn am besten die Rechnung für den Aufenthalt bezahlen kann. Die Schwester meinte: „Wenn es geht, bitte schon am Samstag. Ich möchte es vor dem Sonntag erledigt haben“.
Es soll Zeit sein für anderes
Mich hat diese Sonntagskultur der Schwestern im Kloster sehr angesprochen. Der ganze Tag soll anders sein, ein kleiner Festtag, und das soll auch in kleinen Gesten zum Ausdruck kommen, wie dem schönen Frühstücksgeschirr. Es ist auch ein klein wenig Strenge dabei: Eine Rechnung zu bezahlen, das ist eigentlich keine große Sache, nicht viel Arbeit. Aber doch Arbeit – und die gehört eben nicht zum Sonntag.
Der Sonntag ist ein besonderer Tag: Für Christinnen und Christen ist er der Tag des Herrn, er erinnert an die Auferstehung von Jesus. Am Sonntag versammeln sich Christinnen und Christen zum Gebet, zum Gottesdienst, zur Feier Eucharistie. Sie erinnern sich an Jesus, sein Leben, seinen Tod und seine Auferstehung – und sie feiern die Hoffnung, die sie mit Jesus verbinden. Und der Sonntag ist kein Werktag, er unterbricht den Alltag. Büros, Schulen und viele Geschäfte sind geschlossen. Es soll Zeit sein für anderes.
Ich vermische beides
Mir selbst gelingt es zu Hause nicht immer, den Sonntag so zu begehen. Ich gehe zwar einigermaßen regelmäßig in die Kirche, aber oft nutze ich den Sonntag, um Unerledigtes aus der Woche abzuschließen, im Haushalt etwas zu erledigen oder mich für die neue Arbeitswoche vorzubereiten. Sonntag und Werktag vermischen sich. Seit meinem Besuch im Kloster habe ich mir vorgenommen: Ich will wieder mehr darauf achten, den Sonntag zum Sonntag zu machen. Ich versuche, wirklich am Samstag die letzten Arbeiten abzuschließen, und nehme mir am Sonntag Zeit für einen Ausflug mit der Familie oder mit Freunden, für ein längeres Telefonat mit meinen Eltern, für ein Buch oder fürs Musizieren. Und: ich decke jetzt auch den Frühstückstisch immer mit unserem schönen Geschirr. Dann ist gleich am Morgen klar: Heute ist Sonntag!