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Viertel, Dr. Matthias

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer, Kassel

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Vater der Atombombe

Ein Film des Regisseurs Christopher Nolan erregt seit Wochen große Aufmerksamkeit in den Kinos. Inhaltlich geht es in dem preisverdächtigen Film um den amerikanischen Physiker Robert Oppenheimer. Er arbeitete während des 2. Weltkriegs an der Entwicklung der Atombombe und gilt als der Vater der Atombombe. 

Um welch wichtiges Thema es im Film „Oppenheimer“ geht

Der Film greift ein wichtiges Thema auf: Einerseits geht es um den Krieg und die Angst vor den Nationalsozialisten, denen man zuvorkommen will. Andererseits steht der ehrgeizige Physiker im Mittelpunkt, der die Entwicklung des Massenvernichtungsmittels bereut als es zu spät ist.

Was Oppenheimer mit Deutschland verbindet

Die Spuren des Wissenschaftlers führen zurück nach Hessen. Zwar wurde Oppenheimer in New York geboren, aber sein Vater stammte aus Hanau. Er gehörte zur jüdischen Gemeinde und war nach Amerika ausgewandert. Diese Wurzeln waren auch für Robert Oppenheimer wichtig. Später erwähnte er immer wieder die Angst um seine in Deutschland verfolgte Familie, die die Arbeit an der Bombe begleitete.

In welchem moralischen Dilemma er sich befindet

Es ist ein moralisches Dilemma, in dem sich Oppenheimer befand. Sollte er die Atombombe bauen, um damit den Krieg zu beenden? Oder sollte er aus moralischen Gründen die schreckliche Waffe zurückhalten, wegen der vielen Opfer? Die Frage scheint wieder sehr aktuell? Darf man einen Krieg unterstützen, um den Menschen zu helfen? Oder sollte man sich wegen der unzähligen Opfer zurückhalten?

Er findet Antworten im Hinduismus

Für Oppenheimer wurde im Ringen um eine moralische Entscheidung die Suche nach einem religiösen Gerüst immer drängender. Er war Jude, hatte diese Bindung aber früh abgelegt. Auf der Suche nach Halt, fand er im Hinduismus Antworten, lernte sogar Sanskrit, um die Bhagavad Gita zu lesen. Gerade dieser Aspekt des Films erregt die Gemüter. Die Rezitation der für die Hindus heiligen Schrift in einer freizügigen Szene, führte zu Boykottaufrufen hinduistischer Verbände, die ihre Gefühle verletzt sehen. 

Im Hinduismus steht das göttliche Handeln im Vordergrund

Mal abgesehen von dieser Art, wie das im Film dargestellt wird, ist der Hinweis auf den Hinduismus wichtig. Im Hinduismus wird nämlich das Schicksal der Welt ausschließlich auf die göttliche Bestimmung zurückgeführt. Das Handeln der Menschen ist untergeordnet. Mit anderen Worten: Moralische Skrupel erledigen sich, weil der Mensch ja gar keine Möglichkeit hat, das Schicksal der Welt grundlegend zu ändern.

Was es braucht, um moralische Herausforderungen zu bestehen

Ob Robert Oppenheimer seine eigenen Zweifel dadurch wirklich beseitigen konnte, ist kaum zu ergründen. Eines macht das Schicksal des Physikers aber ganz deutlich: Du brauchst einen Glauben, um in moralischen Herausforderungen bestehen zu können. Auf die Frage eines Freundes nach dem Ergebnis seines Suchens, und ob er seinen Gott gefunden habe, soll Oppenheimer gesagt haben, er glaube an die Gesetze der Physik. Ob dieser Glaube ihm im Alter geholfen hat, das eigene Gewissen zu beruhigen, ist nicht überliefert.