Sieben Schläfer
„Regnet's am Siebenschläfertag, / es sieben Wochen regnen mag“, so lautet eine alte Bauernregel. Na, dann schauen wir mal, wie der Sommer so wird. Tatsächlich ist diese Wetterregel auch bei Meteorologen anerkannt: die Großwetterlage für den Sommer zeichnet sich Ende Juni, Anfang Juli ab. Die Trefferquote liegt laut Deutschem Wetterdienst im deutschen Binnenland bei etwa 55 bis 60 Prozent, im Alpenvorland sogar bei etwa 70 Prozent.
Eine sehr alte Wundererzählung
Der Siebenschläfer-Tag hat allerdings nichts mit den niedlichen Nagetieren zu tun, die dem Eichhörnchen ähnlich sind. Der Tag erinnert laut dem katholischen Heiligenkalender an eine sehr alte Wundererzählung aus der heutigen Türkei: Sieben Brüder, Christen aus Ephesus, wurden ihres Glaubens wegen verfolgt, flohen in eine Höhle und wurden dort angeblich auf Befehl des Kaisers Decius im Jahr 251 eingemauert.
Die Brüder seien dadurch aufgewacht
Fast 200 Jahre später wollte jemand diese Höhle als Schafstall nutzen und ließ das Mauerwerk entfernen. Die Überlieferung erzählt, die Brüder seien dadurch aufgewacht. Einer sei in die inzwischen christlich gewordene Stadt gelaufen und habe beim Bäcker das Brot mit einer Goldmünze mit dem Bild von Kaiser Decius bezahlt. Darauf sei der Bischof mit den erstaunten Bürgern zur Höhle gekommen und fand alle Brüder lebend vor. Kurz danach sind sie dann aber gestorben.
Die Überlieferung von den sieben Schläfern ist sehr alt und weit verbreitet – auch in der armenischen und koptischen Überlieferung spielt sie eine Rolle. Und sogar im Koran werden die Brüder gewürdigt.
In unterschiedlichen Traditionen bewahrt
Ich habe mich gefragt, warum eine scheinbar so banale Wundererzählung so lange in so unterschiedlichen Traditionen bewahrt wurde.
Nun weiß ich aus meinen Kirchengeschichtsvorlesungen: Ephesus, die Stadt in der die sieben Männer in der Höhle schliefen, wird mit zwei weiteren Geschichten in Verbindung gebracht. In der Kleinstadt soll der Apostel Johannes sofort nach seinem Tod auferstanden sein, und dort soll auch Maria, die Mutter Jesu, gestorben und direkt in den Himmel aufgenommen worden sein.
Sie konnten Hoffnung schöpfen
Vielleicht ist das ein Ansatz für eine Erklärung: Die Menschen sehnen sich nach einer Antwort auf die Frage „Was passiert nach dem Tod?“ und „Stimmt das mit der Auferstehung wirklich?“
Ich stelle mir vor: Die Erzählung von solchen Wundern hat die frühen Christen im Glauben an die Auferstehung gestärkt. Die Pilgerinnen und Pilger, die in den kommenden Jahrhunderten zu der Grotte der sieben Schläfer gekommen sind, fühlten sich vielleicht ermutigt. Sie konnten Hoffnung schöpfen: Gott hat große Macht. Für ihn spielt Zeit keine Rolle. Auch der Tod ist nicht endgültig.
Der Blick aus dem Fenster
Der heutige Siebenschläfertag richtet den Blick also in die Zukunft: Einmal auf die Auferstehung und - etwas banaler - auf die Wetteraussichten. Ich bin ein neugieriger Mensch und wüsste schon ganz gerne, wie die Zukunft aussieht. Wie ich mir die Auferstehung vorstelle, kann ich nicht genau beschreiben, aber wie der Sommer wird, verrät mir heute ein Blick aus dem Fenster. Hoffentlich regnet es jetzt nicht. Sieben Wochen Regen wären nicht nach meinem Geschmack!