Die Zeiten ändern sich!
"Früher war alles besser!" Manchmal höre ich Menschen diesen Satz aussprechen. Ich stelle mir dann immer die Frage, ob dies wirklich so ist. Wie nehme ich die Gegenwart im Unterschied zur Vergangenheit wahr?
Psychologen sagen: In der Betrachtung vergangener Zeiten fangen Menschen an, diese Zeiten zu verklären. "Nostalgie" ist ein solches Phänomen. Ach, die gute alte Zeit, in der es weder Internet noch Handy gab – da war alles besser!
"Tempora muntandur" – Die Zeiten ändern sich! Diese Schlussfolgerung stammt aus der Antike, von Ovid. Diese Erfahrung habe ich schon oft gemacht: Die Zeiten ändern sich! Allein, wenn ich bedenke, wie das Corona-Virus uns alle verändert, unsere Gesellschaft, ja die gesamte Welt.
"Sich ändernde Zeiten" – Für mich ändern sich die Zeiten und jetzt kommt es eben auf meine Einstellung an, wie ich diesen sich ändernden Zeiten begegne. Ich kann sie annehmen und mich darauf einstellen – oder sie ablehnen und mich allen Veränderungen entgegenstellen.
Ich lebe oft in diesem Spannungsverhältnis: Muss ich alles mitmachen, was der Zeitgeist, der sogenannte Mainstream, vorgibt. Oder kann ich "mein eigenes Ding" machen, dem Zeitgeist trotzen?
Bei Ovid lesen wir weiter: "Die Zeiten ändern sich und wir ändern uns in ihnen." Das finde ich aufschlussreich. Denn wenn ich länger über diesen Satz reflektiere, muss ich gestehen: Es stimmt!
Ob ich mit der Zeit gehe oder versuche, dagegen anzukämpfen: Die sich ändernden Zeiten führen in jedem Fall dazu, dass wir uns in diesen sich verändernden Zeiten ändern.
Welche Auswirkungen die sich ändernden Zeiten auf mich haben und inwiefern ich mich in diesen Zeiten selbst ändere, ob in die eine oder in die andere Richtung, das können vielleicht Menschen besser urteilen, die mich beobachten und wahrnehmen.
Sicherlich lösen gesellschaftliche Veränderungen, Entwicklungen um uns herum auch Entwicklungen in uns selber aus. Nichts wäre schlimmer, wenn wir mit Brecht in dessen Keuner-Geschichten sagen müssten: "Sie haben sich gar nicht verändert!"
Veränderung bedeutet leben. Stillstand hält das Leben an. In der Bibel findet sich im Buch Kohelet die viel zitierte Weisheit: "Alles hat seine Zeit! Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit." Und dann wird anschaulich aufgezählt: Eine Zeit zum Gebären und zum Sterben, zum Pflanzen und Abernten, zum Niederreißen und Bauen. (Koh 3)
Interessant, wie sich schon in dieser alten Schrift diese Gegensatzpaare finden lassen: eine Zeit zum Steinewerfen und eine Zeit zum Steinesammeln. Das ist in sich verändernden Zeiten tatsächlich so. Alles hat eben seine Zeit.
Ich wünsche Ihnen und mir, dass die sich ändernden Zeiten etwas Gutes darstellen, dass ich mich in ihnen positiv verändern kann und dass ich in allem Neuen auch immer einen positiven Wert erkennen kann.