hr2 ZUSPRUCH
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Hirt, Beate

Eine Sendung von

Senderbeauftragte der katholischen Kirche beim hr, Frankfurt

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Der heilige Rochus und die Pandemie

Eigentlich ist der heilige Rochus dafür zuständig, dass es weniger Seuchen- und Pandemie-Kranke und -Tote gibt. Aber manchmal sorgt er auch dafür, dass es besonders viele werden. Als die Spanische Grippe 1918 auf der ganzen Welt wütete, da gab es im spanischen Ort Zamora besonders viele Tote. Und das hatte vermutlich mit der besonderen Religiosität der Menschen dort und mit dem heiligen Rochus zu tun. Denn während in anderen Städten Spaniens die Menschen Abstand hielten und keine großen Veranstaltungen stattfinden durften, lud der Bischof in Zamora zu Abendgebeten, zur so genannten Novene zu Ehren des heiligen Rochus ein. Er ist der Schutzpatron der Seuchen- und Pandemiekranken. Auch Messen und Prozessionen wurden veranstaltet im Herbst 1918, die Menschen drängten sich in der Kathedrale und auf den Straßen. Und das war vermutlich der Grund, weswegen die Stadt Zamora schlimmer betroffen war von der Spanischen Grippe als jede andere Stadt in Spanien.

Gut gemeint ist nicht immer gut

Natürlich: Der heilige Rochus kann nichts dafür. Aber ich könnte mir vorstellen, er ist ganz froh, dass er in dieser Pandemie und im Jahr 2021 mit etwas größerer gesundheitlicher Vorsicht angerufen wird. Es gibt nämlich tatsächlich auch in diesem Jahr Feierlichkeiten zu Ehren des heiligen Rochus. Letzte Woche war sein Gedenktag, am 16. August. An etlichen Orten gibt es deswegen derzeit traditionell Wallfahrts- und Pilgerfeste. Diese Woche zum Beispiel auf dem Rochusberg bei Bingen am Rhein. Das ist ein wunderbarer Ort auf der Anhöhe mit Blick auf das Rheintal. Seit vielen Jahrhunderten ziehen Menschen dorthin und beten um Gesundheit für sich und ihre Lieben. Bei der Rochuswallfahrt kommen jedes Jahr im August normalerweise viele tausend Menschen zusammen, Gruppen aus ganz verschiedenen Regionen auch aus Hessen.

Pilgern und Gottesdienst feiern mit Abstandsregeln

Die Zahl der Menschen, die dieses Jahr zum Rochusberg kommen, ist eng begrenzt. Für die Gottesdienste muss man sich anmelden, und natürlich gelten die üblichen Hygiene- und Abstandsregeln. Es soll sich wirklich niemand ausgerechnet in der Festwoche des heiligen Rochus mit dem Corona-Virus anstecken.

Verehrung seiner großen Nächstenliebe

Ich find es gut, dass die Menschen sich immer noch an diesen heiligen Rochus wenden, den Schutzpatron gegen Seuchen und Pandemien. Das ist er übrigens, weil er im 14. Jahrhundert in Pestzeiten die Kranken gepflegt hat. Heiligenverehrung, das hat oft auch mit der Verehrung der Nächstenliebe zu tun.

Nächstenliebe zeigen durch vorsichtiges Verhalten

Und deswegen lädt der heilige Rochus mich nicht nur dazu ein, mich über ihn an Gott zu wenden und um Gesundheit zu bitten. Er lädt mich auch dazu ein, Nächstenliebe zu zeigen gegenüber den Kranken und den Bedrohten. Das bedeutet für mich gerade auch: Ich bin vorsichtig wegen des Virus, ich trage Maske, sogar manchmal da, wo es gar nicht mehr vorgeschrieben ist, und ich versuche gerade die Risikogruppen weiter zu schützen, die zum Beispiel, die sich nicht impfen lassen können.

Es wäre ihm lieb, wenn die Pandemie weniger Menschen treffen würde

Ich glaube nämlich wirklich: Dem heiligen Rochus wäre es lieb, wenn es durch seine Hilfe weniger Pandemie-Kranke und –Tote geben würde.