Die zweite Chance
Tony ist ein Fiesling. Beruflich äußerst erfolgreich. Geld ohne Ende. Skrupellos. Viele haben das zu spüren bekommen. Seine Ex-Frau auch. Bei der Scheidung.
Nach außen ist Tony der harte Hund. In ihm drinnen ist es leer. Dann passiert es. Ein Schlaganfall. Tony fällt ins Koma. Und erhält eine zweite Chance. Von Gott. Um sein Leben in Ordnung zu bringen. „Der Weg“ heißt das Buch. „Wenn Gott dir eine zweite Chance gibt“ der Untertitel. Autor William Paul Young lässt den komatösen Tony in einer surrealen Zwischenwelt erwachen. In der Begegnung mit Jesus gewinnt er einen neuen Blick auf sein Leben. Einen bitteren Blick: „Ein krankes, erbärmliches Ödland von einem Menschen? Ist das alles, was ich bin? Das soll mein Leben sein?“ Tonys Lebensbilanz ist ernüchternd. Treibt ihn in Selbstmitleid. Ja Selbsthass. Und dann erhält er eine zweite Chance. Darf zurück auf die Erde. Mit einer Aufgabe. Die zugleich die Chance ist, sein verfehltes Leben zu korrigieren….
„Wenn Gott dir eine zweite Chance gibt“. Es war der Untertitel, der mich aufmerksam gemacht hat. Mich das Buch lesen ließ. Wie ist das mit unseren zweiten Chancen? Vieles in meinem Leben würde ich heute anders machen. Wenn ich könnte. Aber ich kann nicht mein Leben neu leben. Geschehenes ungeschehen machen. Geht nicht. Da ist Tony im Roman besser dran.
Was ich kann ist umkehren. Das altmodische Wort ‚Buße‘ meint das. Buße tun heißt umkehren vom falschen gottlosen Weg. Johannes der Täufer rief am Jordan zur Umkehr. Viele machten ernst und änderten ihr Leben. Gingen neue Wege. Zur Bestätigung ließen sie sich taufen. Auch Jesus ruft zur Umkehr. Er ist überzeugt, dass Umkehr möglich ist. Täglich. Weil Gottes Güte so groß ist. „All Morgen ist ganz frisch und neu, des Herren Gnad und große Treu….“(EG 440) Das Kirchenlied besingt die Güte Gottes. Sie ermöglicht, „zu wandeln als am lichten Tag“. So zu leben, dass Gott seine Freude an mir hat und ich meinem Nächsten zum Segen werde. Deshalb gibt es nicht nur die zweite, auch eine dritte und vierte. Lebenslang. Das ist elementar für Leben und Glauben. So Jörg Zink, wenn er sagt: „Wir können im Grunde nur leben, wenn wir immer wieder einmal einen neuen Anfang machen dürfen. Und das sagt der christliche Glaube: Du darfst, immer wieder, ein Leben lang, neu anfangen.“
Worauf will ich warten? Heute wird gelebt. Und verändert. Heute kann ich es wagen, Fehler gut zu machen. Unausgesprochenes aussprechen. Verzeihung erbitten. Versöhnung anbieten. Wenn nicht heute wann dann?