Für dich gegeben
Gründonnerstag. Heute wird an das letzte Abendmahl erinnert, das Jesus mit seinen Jüngern gefeiert hat, bevor er verraten und verhaftet wurde. Eigentlich wollte Jesus das Pessachfest feiern. Dafür war er nach Jerusalem gekommen. Auf einem Esel war er in die Stadt eingezogen. Mit hoch gespannten Erwartungen wurde er begrüßt: „Hosianna!“, haben sie ihm zugerufen. Das bedeutet übersetzt: Hilf doch! Sie haben einen Messias erwartet. So wie bis heute immer wieder Einzelne hochgejubelt werden und man von ihnen erwartet, dass sie alles für uns richten können. Wenige Tage später wird dieselbe Menschenmenge rufen: Kreuzige ihn!
Am Donnerstag will Jesus mit den Seinen das Pessachessen halten. Beim Pessachfest ist es Sitte, dass ein Kind am Tisch fragt: Was macht diese Nacht anders als alle anderen Nächte? Die Erwachsenen erklären und erzählen: In dieser Nacht wird an die großen Taten Gottes erinnert, daran, dass Gott sein Volk Israel aus der Sklaverei in Ägypten befreit hat. Am kommenden Samstag beginnt für Jüdinnen und Juden das Pessachfest. Pessach und Ostern liegen nahe beieinander.
Das Pessachfest wird bei Jesus zum Abschiedsessen. Noch in derselben Nacht wird er von einem seiner Freunde verraten. Abschiede sind Augenblicke, in denen man sich besonders nahe ist. Die Zeit ist kostbar, weil begrenzt. Abschied lässt einander intensiver erleben als sonst. Man will noch einmal sagen, was wichtig ist. Worte als Wegzehrung für die Zeit der Trennung. Eine letzte Umarmung. Noch einmal sich umdrehen und winken an der Tür, am Bahnsteig, aus dem Autofenster. An einem Sterbebett noch einmal dem anderen in die Augen schauen, seine Hand halten, ihm übers Haar streichen, die Nähe untereinander spüren. Was sonst selbstverständlich ist, wird beim Abschied kostbar.