Kein Wald mit Buchen Zum Holocaust-Gedenktag
Max und Almut besichtigen das Konzentrationslager Buchenwald auf dem Ettersberg bei Weimar. Sie gehören zu einer Gruppe von Jugendlichen. Auch das Wohnhaus von Lagerkommandant Karl Koch und seiner Familie gehört zur Besichtigungstour. Es ist durch eine Mauer fein säuberlich getrennt vom Lager. „Hier haben die Kleinen von Koch gespielt, und 200 m weiter sind die Kinder im Lager krepiert“, sagt Almut ungläubig. Max schaut auf einen Fußabtreter aus Eisen: „Und hier hat sich Vater Koch den Dreck aus dem KZ von den Stiefeln abgestreift.“ Und dann geraten die beiden in Streit. Für Almut ist es einfach nur pervers, tagsüber die Vernichtung zu planen, Menschen zu foltern und umzubringen, und abends nach Feierabend Papi Koch mit sauberen Stiefeln zu sein. Koch war doch verantwortlich dafür, dass Kinder verhungerten oder von Hunden zerrissen wurden. Und abends hat er dann seine eigenen Kinder auf den Schoß genommen. Wie man das kann, kapiert Almut nicht. Max meint, dass es für den Lagerkommandanten nur ein Job war. Das waren für Koch keine richtigen Kinder. Das war Abschaum. Eine Gefahr für die reine deutsche Rasse. „Du redest wie die Nazis“, schimpft Almut. Max geht rational an die Sache heran: Er will verstehen, wie die Nazis dachten. Er meint: Wer die menschenverachtenden Gedanken der Nazis nicht versteht, ist gefährdet, auf neue Nazi-Parolen reinzufallen. Almut ist emotionaler: „Du mit deiner blöden Logik. Du erklärst das und packst es weg. Ich kann das nicht verstehen. Kann man Menschen wirklich zum Mord an Kindern erziehen? Kinder, die unschuldigsten, wehrlosesten Wesen. Dafür gibt es keinen Grund, nicht die kleinste Rechtfertigung. Fürs Töten gibt’s das nie.“
Was Almut und Max diskutieren, ist im Film „Kein Wald mit Buchen“ dokumentiert. Es ist ein Projekt der Evangelischen Kirche. Jugendliche haben Geschichte und Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald erkundet.
In dem Film wird keine Möglichkeit ausgeblendet, wie man angesichts des Grauens reagieren kann: Betroffenheit, Desinteresse, Abwehr. Ein junger Mann hält das Ganze nur aus, indem er sich Kopfhörer einsteckt und laut Musik hört. Die jungen Menschen fühlen sich in die Opfer ein, denken aber auch über die Haltung der Täter nach so wie Almut und Max. Beide Perspektiven sind wichtig, um besser zu verstehen.
Gegen Ende des Films stehen zwei Jugendliche vor einem Mahnmal. Eine schlichte Metallplatte mit den Namen von 50 Nationen der Opfer ist in die Erde eingelassen; der Mittelteil ist beheizbar wird ständig auf 37 Grad erwärmt, auf die menschliche Körpertemperatur. Die Jugendlichen haben begriffen, was das soll: , Es geht nicht um Nummern oder historische Objekte, sondern um Menschen.