Gott ist eine Frau, die mich sucht
Jesus erzählt einmal eine Geschichte von Gott (Lukas 15). In dieser Geschichte ist Gott eine Frau. Sie sucht ein Geldstück. Zehn Geldstücke hatte sie, das weiß sie ganz genau. Und nun fehlt eins. Sie braucht es unbedingt. Sie kann sich auf keinen Fall damit zufrieden geben, dass sie das Geld verloren hat. Außerdem ist sie sich sicher: Sie hat es im Haus verloren. Es ist schon Abend geworden. Deshalb zündet sie ein Licht an und sucht überall, rollt den Teppich auf, kehrt das ganze Haus gründlich aus. Sie sucht und sucht, sehr, sehr fleißig. Und dann findet sie es auch. Überglücklich läuft sie zu ihren Freundinnen und Nachbarinnen, ruft sie alle zusammen, ruft ihnen laut zu: Freut euch mit mir, denn ich habe meinen Silbergroschen gefunden, den ich verloren hatte.
In diesem Gleichnis ist Gott eine Frau. Sie sucht den Groschen, sie gibt sich nicht damit zufrieden, dass er einfach weg ist, verloren. Das könnte man sich ja auch vorstellen. Denn so viel wert war ein Silbergroschen auch nicht damals. Trotzdem: Als sie den Groschen findet, überschlägt sie sich geradezu vor Freude, alle Freundinnen und Nachbarinnen sollen sich mit ihr freuen.
Das ist ein Gottesbild, das mir neu ist und das mir auch gut gefällt. Denn Gott erscheint mir häufig sehr fern, auch in manchen Bildern von Gott in der Bibel. Gott im brennenden Dornbusch oder bei Jesu Taufe Gottes Stimme aus dem Himmel. Gott als Frau, die einen Groschen sucht, das ist ein Bild nicht aus dem Himmel, sondern aus dem Alltag. Dabei bleibt mir nun nur noch fremd, dass der Mensch als Geldstück dargestellt wird. Der Mensch als einer unter tausenden oder mindestens unter zehn. Und dabei hat dieses Menschenkind objektiv gesehen noch nicht einmal einen hohen Wert.
Aber vielleicht ist dies ja gerade der Kniff an der Geschichte. Damals wie heute plagt viele das Gefühl, dass sie im Grunde nur einer oder eine unter so vielen Menschen sind. Auch bei bestem Wissen und Gewissen hat man nichts im Leben geschaffen, was länger währt, was vielen etwas bedeutet. Wenn man abtritt, wird die Lücke mehr oder weniger rasch geschlossen werden. Für mich spricht das Gleichnis genau in dieses Gefühl hinein. Und es setzt diesem Gefühl der Traurigkeit ein anderes Gefühl entgegen. Gott ist in heller Freude über diesen wenig wertvollen Fund! Gott gibt mich nicht verloren. Gott schaut nach mir, wo ich denn jetzt geblieben bin. Gott findet mich. Gott freut sich über mich. Wunderbar, wie sich Gott über mich freuen kann. Wie wäre es, dieser großen Freude nicht zu widerstehen. Wie wäre es, anstatt häufig auch etwas verzagt zu denken, wo kann ich Gott denn nun finden? Wenn es dich gibt Gott? Wie wäre es, sich von Gott finden zu lassen? Und Gottes Freude zu teilen.