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Gott hinter der Leinwand: The Beginners

Gott hinter der Leinwand: The Beginners

Der amerikanische Film „The Beginners“ erzählt gleich mehrere Geschichten. Es geht um die Beziehung von Oliver zu seinem krebskranken Vater, den er die letzten vier Jahre bis zu dessen Tod intensiv begleitet hat. Es geht aber auch um die Beziehung von Oliver zu Anna, einer Frau, die er auf einer Party kennenlernt. Und es geht schließlich um die Beziehung seiner Eltern zueinander.

Olivers Vater bekennt nach dem Tod seiner Frau und nach 45 Jahren Ehe, dass er schon immer schwul ist und von nun an auch so leben will. Die Geschichte der missglückten Ehe von Olivers Eltern hat ihn unfähig gemacht, selbst eine feste Beziehung einzugehen. Oliver hatte eigentlich nie eine engere Beziehung zu seinem Vater. Aber durch dessen Krankheit ist er ihm sehr nahe gekommen. Und so hat es ihn in eine große Traurigkeit gestürzt, dass sein Vater nicht mehr da ist.

Auf einer Party lernt Oliver Anna kennen. Sie fragt ihn, warum er so traurig ist. Er wundert sich, wieso sie es merkt. Man muss in die Gesichter von Menschen sehen, sagt sie. Beide sind voneinander fasziniert. Sie von seiner Traurigkeit. Weil er eben nicht oberflächlich über Dinge hinweggeht. Sondern fühlt. Er von ihrer unkomplizierten Art, ihrer Direktheit. Sie reden über Partnerschaft. Er sagt, dass seiner Meinung nach Partnerschaft nicht gelingen kann. Die Ehe seiner Eltern habe für ihn dafür den Beweis gebracht. Sie sagt ihm, dass sie ihre Mutter verloren hat. Und dass sie seitdem irgendwie heimatlos und als Schauspielerin ständig an anderen Orten ist. Das mache es leicht, Menschen einfach zu verlassen.

Nach einiger Zeit bittet er sie, bei ihm einzuziehen. Sie fragt: „Willst du so eine seltsame Frau wie mich?“ Beide machen sich bewusst, dass sie mehr Empfindungen wagen als ihre Eltern. Dass sie dadurch mehr Traurigkeit erleben, aber auch mehr Zufriedenheit. Und trotzdem, sie schaffen es nicht, beieinander zu bleiben.

Dass die Geschichte von Oliver und Anna hier nicht zu Ende ist, daran ist die Geschichte von Olivers schwulem Vater schuld. Der hatte Oliver erzählt, dass er dessen Mutter geliebt habe. Dass er versucht habe, nicht schwul zu sein. Dass sie ihm den Hochzeitsantrag gemacht habe. Und dass er gesagt habe: „Ich bin, was ich bin.“ Dass sie erwidert habe: „Das macht nichts, das kriegen wir schon hin.“ Dass er die ganze Zeit durchgehalten habe, aber nach ihrem Tod endlich er selbst sein wollte und deshalb mit 75 Jahren einen Neubeginn mit einem festen Freund riskiert habe. Daran erinnert sich Oliver. Auch daran, dass er seinen Vater trotz dessen Krebsleidens noch nie so glücklich erlebt hatte wie in dieser Zeit. Sein Vater hatte mit 75 einen Neubeginn gewagt, Oliver tut es jetzt auch. Er sucht Anna. Sie fragt ihn: „Warum hast du mich gehen lassen?“ Er antwortet ihr: „Vielleicht, weil ich nicht glaube, dass es funktioniert und dann dafür sorge, dass es tatsächlich nicht funktioniert.“ Sie kommt wieder zu ihm in die Wohnung. Er fragt: Was passiert jetzt? Sie sagt: „Ich weiß nicht.“ Schnitt. Der Film endet damit, dass sie neu beginnen und die Vergangenheit nicht mehr die Zukunft bestimmen lassen. Die Bibel übrigens versteht so einen Neubeginn als ein Geschenk, um das man Gott bitten darf.