Gott hinter der Leinwand Fasten auf Italienisch
Am Aschermittwoch ist alles vorbei. Für Dino Fabrizzi im Film „Fasten auf Italienisch“ ist mit dem Beginn des Ramadan alles vorbei. Erst einmal. Aber was hat ein Italiener mit dem Ramadan am Hut? Ein Italiener, der im schicken weißen Anzug in Frankreich erfolgreich Maseratis verkauft und seine Freundin heißblütig liebt? Das hat seinen Grund darin, dass Dino ein perfekt getarntes Doppelleben führt. In Wirklichkeit heißt er nämlich Mourad Ben Saoud. Klingt arabisch. Ist es auch. Aber weil man als Araber in einer europäischen Gesellschaft viel weniger Chancen auf eine gute Arbeit und eine schöne Wohnung hat, kam Mourad auf die Idee, zum Italiener zu mutieren. Also hängt er sich früh das Kreuz um den Hals, wählt die passende Uhr und Sonnerbrille aus und erscheint als italienischer Katholik im Verkaufsraum der italienischen Nobelautomarke. Seiner algerischen Familie in Marseille erzählt er, dass er in Rom Karriere mache. Wenn er zu ihr fährt, wandert das Kreuz wieder in die Schatulle und er ist treuer Muslim. Fünf Jahre geht das irgendwie gut. Doch als sein Vater einen Herzinfarkt hat und Dino, Entschuldigung, Mourad bittet, den Ramadan stellvertretend für ihn zu feiern, nimmt die Katastrophe ihren Lauf. Das Rollenspiel fliegt auf und Dino alias Mourad kann gar nicht mehr schnell genug die Masken wechseln.
Er trifft sich mit seinem jüdischen Freund. „Ich habe ja nichts gegen Religion. Nur was gegen das ganze Zeug drum herum“, sagt Dino zu ihm. Der Jude meint: „Einen Monat Ramadan? Ohne aufzufliegen? Das schaffst du nie. Was dir zu schaffen macht, sind deine Lügen.“ Und natürlich bricht sein Lügengebäude zusammen. Zunächst passieren nur die lustigsten Verwicklungen. Doch als ihn sein Konkurrent für die Chefnachfolge im Büro auf dem Gebetsteppich entdeckt, ist er als Araber enttarnt und wird erpresst. Dino fragt den Iman, was er machen soll. Der sagt ihm: „Auf Treibsand baut man keine Straße. Manchmal heilt die Wahrheit alle Probleme.“ Also beichtet Dino seiner Freundin sein Doppelleben. Die ist so enttäuscht, dass sie ihn verlässt.
Als er in der Firma von seinem Gegner zu Unrecht für einen geplatzten Vertrag verantwortlich gemacht wird, sagt er seinem Chef, wer er wirklich ist. Der Chef sagt nichts. Und Mourad meint, dass er als Araber gleich rausgeschmissen wird. Dem kommt er lieber zuvor und kündigt selbst. Jetzt muss er auch seiner Familie die Wahrheit erzählen. Kurze Zeit später sind auch seine Konten wegen Namensbetrug gesperrt. Aber er selbst fühlt sich irgendwie befreit.
Masken zu tragen mag zu Fasching schön sein. Im richtigen Leben ist es aber ziemlich anstrengend. Schon bevor seine wahre Identität ans Licht kam, hatte Mourad wieder mehr zu sich selbst gefunden. Sein Vater sagte zu ihm, dass er stolz auf ihn sei und ihn liebe. Mourad wird bewusst, dass der Vater das so noch nie gesagt hatte. Und Mourad erwidert ihm, dass der Ramadan ihn glücklich mache. Das Drumherum seiner Religion hatte ihn wider Erwarten dem Zentrum seiner Religion näher gebracht. Diese Einladung gilt auch Christen. Sich in der beginnenden Passionszeit z.B. auf christliche Traditionen wie das Fasten als Verzicht einzulassen oder sich mit dem Bedeutung des Kreuzes auseinanderzusetzen, kann den Glauben wieder wesentlich werden lassen. Dann ist am Aschermittwoch nicht alles vorbei.