Als ganz Deutschland weinte
Ganz Deutschland weint sich die Augen aus dem Kopf, beinahe: Heute vor vierzig Jahren sitzen Millionen Menschen im Kino und sehen den Film zum Buch „Love Story“. Das Buch vom amerikanischen Literaturwissenschaftler Erich Segal (1937 – 2010) war schon ein Welterfolg. Und dann erst der Film. Alle Taschentücher werden nass. Fast ganz Deutschland ist zu Tränen rührte. Die Geschichte zerreißt einem buchstäblich das Herz.
Die Studenten Oliver und Jenny lernen sich an der Universität kennen, als Oliver sich ein Buch ausleiht in der Bibliothek, in der Jenny arbeitet. Er sieht blendend aus und ist ein beliebter Eishockeyspieler, aber nur ein mittelmäßiger Student aus einem reichen, sehr konservativen Elternhaus. Jenny dagegen ist Tochter mittelloser italienischer Einwanderer, dafür intellektuell und musisch äußerst begabt. Das ungleiche Paar beginnt eine Beziehung und beschließt zu heiraten - allen Widerständen zum Trotz. Oliver wendet sich sogar von seiner Familie ab, welche diese Beziehung mit allen Mitteln zu verhindern versucht. Die beiden Glückseligen heiraten und ziehen in ein kleines Appartement, da Oliver von seinem wohlhabenden Vater keine Unterstützung mehr erhält und beide sich mit Aushilfsarbeiten durchschlagen müssen. Schließlich beendet Oliver sein JuraStudium und beginnt eine Karriere als Anwalt. Als es ihnen finanziell viel besser geht, muss Jenny zum Arzt. Ihr Kinderwunsch erfüllt sich nämlich nicht. Bei der Untersuchung stellt sich heraus, dass Jenny an Leukämie leidet. Oliver bittet seinen Vater um Geld, um Jenny die bestmögliche Therapie zu finanzieren, verschweigt aber den Grund seiner Bitte. Der Vater leiht ihm das Geld auch, da er glaubt, es sei für einen anderen Zweck. Dennoch stirbt Jenny bald darauf in Olivers Armen.
Ein Satz aus dem Film wird eine Weile zum geflügelten Wort bei vielen jungen Menschen, der Satz nämlich: „Liebe bedeutet, niemals um Verzeihung bitten zu müssen.“ Das ist natürlich falsch, zeigt aber dennoch er eine große Sehnsucht. In der Liebe möchten alle immer alles richtig machen. Und was nicht richtig ist, soll möglichst stillschweigend übergangen werden. Der frühe Tod der geliebten jungen Ehefrau scheint den Satz sogar noch zu bestätigen, aber das tut er eben nur scheinbar. In Wahrheit müssen in den Jahren danach gerade viele jüngere Menschen lernen, wie zerbrechlich ihre Liebe ist, die sie für ewig angesehen haben. Die Liebe bleibt ja nicht immer ein Rausch. Wenn sich die Liebe Tag für Tag und Jahr für Jahr dem Alltag aussetzt, braucht sie mehr als nur bunte Träume. Sie braucht auch, aller Sehnsucht zum Trotz, die hoffentlich immer aufrichtige Bitte: Verzeih mir.