Weniger werten
Letzte Woche war es wieder so weit: letzter Schultag für die hessischen Schulkinder! Sechs Wochen Sommerferien haben begonnen - und damit eine Zeit des Urlaubs und der Erholung vom Schulstress.
Zeugnisse: Permanente Bewertung
Aber bevor es so weit war, gab es erst mal Zeugnisse! Das kann manchem die Ferien ganz schön vermiesen; vor allem den Kindern, die es nicht geschafft haben, die sitzen bleiben oder sogar die Schule verlassen müssen.
Nun ist ja dieser ganze Noten- und Versetzungsdruck ein ziemlich deutsches Problem. Länder wie Finnland, die in der Pisa-Studie super abgeschnitten haben, kennen keine Noten und Versetzungen. Ich wollte heute jedenfalls keine Schülerin mehr sein. Was mich am meisten störte: permanent der Bewertung durch andere ausgesetzt zu sein.
Das Bewertet-werden hört nie auf
Doch eigentlich hört dieses Bewerten und Bewertet-werden nie auf: im Job wird meine Arbeit durch meine Chefs bewertet, durch die Rückmeldung von Kunden und Kundinnen oder auch die Bonuszahlung. Ich selbst bewerte ja auch: die Arbeit von Kollegen und Kolleginnen oder die Rahmenbedingungen für meine Arbeit.
Und im Privatleben geht es weiter, im Internet wird es besonders deutlich: dauernd soll ich das Essen im Restaurant bewerten, die Abwicklung einer Bestellung oder die Arztpraxis, bei der ich einen Termin hatte. Bewertungen gehören faktisch von der Schulzeit bis ins hohe Alter zu unserem Alltag. Im Internet ist das noch einfach, da kann ich das Anliegen einfach wegklicken. Aber im realen Leben? Da kann ich mich nicht immer entziehen.
Wie bewertet man richtig?
Ich meine: Deshalb ist es wichtig, wie ich beurteile: gnadenlos, nur auf das gerichtet, was nicht läuft, was die anderen nicht können? Oder bewerte ich von einer positiven Grundhaltung aus: liebevoll, auf die positiven Fähigkeiten der anderen gerichtet, vor allem das wahrnehmend, was sie gut können?
Nicht nur für die Schulkinder wäre so ein positiver, liebevoller Blick doch großartig! Wie auch immer mir das gelingt: bei Gott kann ich mir gewiss sein: Ich werde gnädig und liebevoll und alles verzeihend beurteilt.