Weihnachtsüberraschung im Freien
Was ich jetzt erzähle, könnte auch schön ausgedacht sein, aber eine Bekannte von mir hat es wirklich erlebt. Sie lebt allein und hatte sich letztes Jahr nach einigen Jahren wieder mit ihrer älteren Schwester verabredet. Die sollte an Heilig Abend zu ihr kommen. Für die Schwester hatte sie sogar einen Strauß von Tannenzweigen besorgt und Bekannte hatten ihr dafür etwas überzähligen Christbaumschmuck geschenkt. Denn sie selber ist eigentlich so gar kein Typ für Weihnachtsdeko. Tja, und dann kam am Vormittag der Anruf der Schwester: Fieber, dicke Erkältung, absolut nicht reisefähig. „Und du bleib mir bloß vom Hals, komm ja nicht her, sonst stecke ich dich auch noch an“, hatte die Schwester noch ins Telefon gerufen. Fröhliche Weihnachten.
Enttäuscht, warf sie den Weihnachtsschmuck in den Müll
Meine Bekannte war ganz schön enttäuscht, auch ein bisschen sauer, und in diesem Gefühlsmix blieb sie dann irgendwie auch den ganzen Heilig Abend. Nach einem Spaziergang hatte sie sich die geschmückten Fenster der anderen angeschaut und war dann nachhause gegangen. Und in ihrem Frust hat sie den gesamten Tannenstrauß samt Schmuck und Lichterkette genommen und draußen in den Abfalleimer gesteckt, der da in der Anlage vor ihrem Wohnhaus war. Du nützt mir jetzt auch nichts mehr, hatte sie sich gedacht.
Jemand hatte den Schmuck rausgeholt und das Bäumchen geschmückt
Als sie am nächsten Morgen, dem ersten Weihnachtstag, ihre Rollläden hochzogen hat, war sie allerdings ganz schön überrascht. Vor ihrem Haus, in der Anlage, funkelte eins der kleinen Nadelbäumchen, die dort standen. Beleuchtet von ihrer Lichterkette. Und sie konnte sehen: Da hatte offenbar jemand den ganzen Strauß samt Christbaumschmuck aus dem Abfall geholt. Und den Schmuck säuberlich ans Bäumchen gehängt und die Zweige darunter drapiert. Und ein Schild hingestellt: „Frohe Weihnachten für alle, die das hier lesen“. Meine Bekannte war total gerührt und hat sich sehr gefreut!
Frohe Weihnachten an alle, die das hier lesen
Im Lauf der Weihnachtstage, so hat sie mir erzählt, kam immer noch ein bisschen an Weihnachtsschmuck dazu, so dass das Bäumchen wirklich eine echte Augenweide war. Und so hat sie nach Weihnachten den Christbaumschmuck und die Lichterkette abgenommen und aufgehoben. In diesem Jahr, so hat sie es sich vorgenommen, wird sie diejenige sein, die heute Abend den Baum schmückt. Denn Weihnachten ist ja schließlich das Fest der Liebe, hat sie gesagt, und die findet sogar manchmal über Christbaumschmuck den Weg in die Herzen der Menschen. Das Schild mit dem Weihnachtswunsch hat sie auch noch: „Frohe Weihnachten an alle, die das hier lesen.“