Pure Lebensfreude
Brigitte Buchsein ist ein bemerkenswerter Mensch – eine Frau, die Hürden aus dem Weg räumt und das stets gut gelaunt. Sie sprüht vor Energie und Lebensfreude. Dabei hat sie es schwerer als viele andere. Sie ist als Baby erblindet.
Sie ist als Baby erblindet
In ihrem Wohnort Oberursel gab es keine Grundschule für blinde und sehbehinderte Jungen und Mädchen, also musste sie im Alter von sechs Jahren in ein Internat, weit weg von zu Hause. Sie sagt: Mit Hanny und Nanny-Idylle hatte das wenig zu tun. Sie kämpfte sich durch, machte Abitur, studierte, wurde Wirtschaftsingenieurin, hat jahrzehntelang bei einer Versicherung gearbeitet. Dann ein Schnitt.
Mit sechs Jahren in ein Internat: Das Abitur und ein Studium als Wirtschaftsingenieurin folgten
Mit Anfang 50 begann sie neben dem Ingenieursjob Theologie zu studieren. Der Kirche war sie schon immer verbunden, Konfirmation, Kindergottesdienst und Jugendarbeit, Studierendengemeinde, dann Kirchenvorstand. Aber Theologie studieren? Das hat sie sich als junge Frau nicht zugetraut, die Herausforderungen erschienen ihr zu groß, die Unterstützung zu wenig.
Die Zeiten haben sich zum Glück geändert. Zurzeit ist sie Vikarin in einer Kirchengemeinde, also in der praktischen Ausbildung zur Pfarrerin. Wenn sie Gottesdienst hält, ist jemand an ihrer Seite. Integration schreibt Brigitte Buchsein ganz groß, auch und gerade als Pfarrerin.
Im Theologiestudium ärgert sie sich über manche Geschichten aus der Bibel
Und über manche Geschichten in der Bibel kann sie sich richtig ärgern. Zum Beispiel, wenn Jesus Lahme gehen und Blinde sehen lässt. Sie sagt: Das kommt oft so rüber, dass man geheilt wird, wenn man nur stark genug glaubt oder nur richtig bittet. Gott liebt mich aber genauso wie sehende Menschen. Ich bin nicht blind, weil etwas mit mir falsch läuft.
Was täte sie als erstes, wenn sie sehen könnte?
Was täte sie eigentlich als erstes, wenn sie sehen könnte? Ohne lange zu überlegen sagt sie: „Zum Spiegel greifen! Ich möchte sehen, wie ich ausschaue.“ Sie lege Wert auf hochwertige Stoffe, auf Farben, die ihr stehen. Im Lieblingsladen kennt man ihre Vorlieben.
Gut schaut sie aus, das kann ich ihr bestätigen. Sie trägt ein grünes Baumwollkleid. Das passt perfekt zu ihrem roten Lockenkopf. Und sie lacht. Lebensfreude pur.