hr1 ZUSPRUCH
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Griesel, Tanja

Eine Sendung von

Evangelische Schulpfarrerin, Fritzlar

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Mein Stern

Vor vielen Jahren habe ich einen großen Stern gekauft. An einer Dorftankstelle, wo jemand selbst hergestellte Dinge zum Verkauf angeboten hat. 

Einfach nur Holz

Der Stern ist mir sofort ins Auge gefallen: massives Holz, fünf spitze Zacken. So groß und schwer, dass ich ihn nur mit beiden Händen tragen kann. Ich mag ihn, weil er so schlicht ist. Kein Glitzer, kein Blinken – nur Holz, warm und lebendig. Mit den Jahren ist er dunkler geworden und hat ein paar Macken bekommen. Das Holz arbeitet – und es reift irgendwie mit mir zusammen.

Im Advent wird der Stern sichtbar

Der Stern steht das ganze Jahr über in meiner Wohnung. Meist nehme ich ihn kaum bewusst wahr. Aber im Advent ist das anders. Dann stelle ich ihn gut sichtbar auf, gleich am Eingang. Wenn ich nach Hause komme, fällt mein Blick sofort auf ihn. Ich bleibe manchmal einen Moment stehen. Nicht immer. Aber wenn doch, dann spüre ich: Dieser kleine Augenblick tut mir gut. Ich fühle mich sofort zuhause.

Im vorweihnachtlichen Trubel kurz innehalten und durchatmen

Gerade im Advent merke ich, wie nötig ich solche Momente habe. Die Wochen sind voll: Adventsfeiern, Konzerte, viele Termine. Alles schön – und doch manchmal zu viel. Zwischendurch brauche ich Zeit für mich. Es hilft schon: kurz innezuhalten. Einatmen, ausatmen, ankommen.

Mehr als Dekoration

Der Stern ist für mich mehr als eine Dekoration. In der Weihnachtsgeschichte spielt er eine besondere Rolle: Ohne ihn hätten die Weisen das Kind in der Krippe nie gefunden. Der Stern weist ihnen den Weg – hinaus in die Nacht, aber auch hinein in die Begegnung, die ihr Leben verändert. 

Aufbrechen und Ankommen

Wenn ich meinen Stern ansehe, denke ich manchmal an diese Bewegung: Aufbrechen und Ankommen. Beides gehört zusammen. Auch für mich. Zwischendurch aufzubrechen – zu den Menschen, die mir wichtig sind, oder dorthin, wo meine Hilfe gebraucht wird. Und immer wieder anzukommen – bei mir selbst und dem, was trägt. So zeigt der Advent seine eigene Dynamik: Aufbrechen und Ankommen, Hektik und Ruhe, Begegnung und Rückkehr. Und dazwischen mein Stern: schlicht und beständig. Mein Wegweiser, nicht nur im Advent.