Licht gegen die Dunkelheit

Anmoderation: Die Tage sind kurz und dunkel. Warmes Licht und gelebte Gemeinschaft tun jetzt besonders gut, findet Andrea Seeger von der Evangelischen Kirche. Sie hat das erlebt beim jüdischen Lichterfest Chanukka auf dem historischen Marktplatz in Oberursel.

Es ist eine dunkle Zeit. Morgen werden wir den kürzesten Tag und die längste Nacht haben. Da hilft es, wenn Licht die Dunkelheit erhellt – so wie am Donnerstag beim feierlichen Chanukkafest auf dem Marktplatz in Oberursel. Das jüdische Zentrum Bad Homburg hatte zum ersten Mal zu diesem Fest eingeladen, gemeinsam mit der Stadt.

Chanukka auf Oberursel Marktplatz

Auf dem Marktplatz ist es voll. Ich komme mit der Frau neben mir ins Gespräch. Ihre Tochter hat einen Israeli geheiratet. Sie lebt mit ihm und den beiden Kindern in Israel. Ihre Tochter habe Angst um sie: „Mama, du musst aufpassen, es gibt überall Anschläge auf jüdische Veranstaltungen.“

Tränen und Mut nach Sydney-Attentat

Die Frau hat Tränen in den Augen, als sie mir das erzählt. Aber nach dem Attentat am Bondi Beach im australischen Sydney am vergangenen Sonntag war sie noch fester entschlossen, hinzugehen – als Zeichen für eine vielfältige und freie Gesellschaft. Sie hat sich gesagt: „Jetzt erst recht.“ Diesen Ausspruch höre ich an diesem Abend oft.

Fröhliche Stimmung - trotz allem

Die Stimmung ist fröhlich – trotz allem. Chanukka ist ein heiteres Fest. Es soll erinnern an die Wiedereinweihung des Tempels in Jerusalem vor mehr als zweitausend Jahren. Damals hatten jüdische Kämpfer die griechischen Herrscher besiegt. Endlich durften die Juden wieder ihren Gott anbeten, ihren Tempel neu weihen und ihren Leuchter wieder anzünden, der nach jüdischem Glauben nie erlöschen soll.

Was steckt hinter Chanukka?

Aber es gab nur noch ein Kännchen geweihtes Öl, das reicht nur für einen Tag. Wie durch ein Wunder, so heißt es, brannte der Leuchter im Tempel trotzdem acht Tage lang – so lange, bis neues geweihtes Öl hergestellt war. Deshalb dauert das Lichterfest Chanukka acht Tage, jeden Tag wird eine Kerze mehr angezündet.

Chanukka und Advent - Freude über das Licht

Licht in der Dunkelheit brauchen wir alle – morgen zünden viele die vierte Kerze an auf dem Adventskranz. Weihnachten ist nah. Dann feiere ich als Christin die Geburt Jesu, des jüdischen Kindleins in der Krippe. Mit ihm kommt Gottes Licht in die Welt.