Ein Fels mit Rissen
„Für wen halten die Leute mich?“ – Jesus fragt das ganz offen. Mitten auf dem Weg, unter den Jüngern. Er will wissen: Was sagen die Menschen über mich? Und dann noch direkter: „Und ihr – für wen haltet ihr mich?“ Petrus antwortet. Wie so oft der Erste, der Lauteste, der Mutigste: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“
Für wen haltet Ihr mich?
Ein Moment, bei dem ich innerlich nicken muss. Ja, so kann Glaube klingen: klar, bekennend, voller Überzeugung. Jesus lobt ihn sogar: „Selig bist du, Simon!“ Und dann kommt dieser Satz, der in der Kirchengeschichte immer wieder zitiert wird: „Du bist Petrus, der Fels. Auf dich will ich meine Kirche bauen.“ Was für eine Auszeichnung! Ein Vertrauensbeweis, wie man ihn sich kaum größer vorstellen kann. Aber dann – nur wenige Verse weiter – zeigt sich eine andere Seite. Jesus spricht davon, dass er leiden muss und sterben wird. Petrus reagiert aus dem Bauch heraus: „Das darf nicht passieren! Das soll Gott verhüten!“ Und plötzlich kippt die Stimmung. Jesus fährt ihn an: „Tritt hinter mich, Satan! Du bist mir ein Ärgernis. Vom Fels zu Ärgernis. Von Gotteserkenntnis zu menschlicher Verblendung.
Jesus geht voran und zeigt den Weg
Das wirkt hart – und ehrlich gesagt: auch ein bisschen verwirrend. Aber ich glaube, genau das macht Petrus so glaubwürdig. So menschlich. Er erkennt Großes – und versteht doch nicht alles. Er meint es gut – und liegt trotzdem daneben. Und Jesus schließt Petrus nicht raus. Er nimmt ihn mit – mitsamt seiner Widersprüchlichkeit. Jesus verstößt ihn nicht, sondern sagt: Tritt hinter mich, ich gehe voran! Das tröstet mich. Denn auch mein Glaube ist nicht immer klar. Manchmal ist er mutig. Und manchmal voller Zweifel. Mal bin ich stark – und mal nicht. Aber wenn Jesus mit Petrus Geduld hat, dann vielleicht auch mit mir. Gott baut nicht auf perfekte Menschen. Sondern auf Menschen mit Ecken und Kanten, mit Fehlern – vor allem aber auf Menschen mit Herz.