Genug Gepäck
Zwei Kleinkinder, zwei Rucksäcke und zwei Monate Urlaub mit dem Zug durch Südeuropa. Ich war mir am Anfang nicht sicher, ob das eine gute Idee ist, aber mein Mann und ich haben es in der Elternzeit ausprobiert. Toll, dass es so etwas gibt.
Es geht ohne Fön, aber nichr ohne Klebeband
Ich habe gemerkt: Ja, es geht auch ohne Fön, aber nicht ohne Klebeband. Damit haben wir die Decke vors Fenster geklebt, damit die Kinder im Dunkeln schlafen konnten. Ja, es wäre schlau gewesen, die Kindergummistiefel gleich einzupacken, statt sie unterwegs neu zu kaufen. Aber drei Pullis braucht man im Sommer nicht.
"Wir hatten uns dabei"
Zwei Rucksäcke: Nicht viel Gepäck für vier Personen, aber trotzdem hatten wir ganz viel dabei. Wir hatten uns dabei. Wir hatten das Organisationstalent meines Mannes dabei und meine Kreativität, das Staunen unserer Dreijährigen und die Anhänglichkeit unserer Jüngsten.
Zeit füreinander haben
Wir hatten Zeit. Zeit füreinander und für die, die uns begegnet sind. Wir hatten sogar Zeit für Langeweile. Wir hatten Neugier im Gepäck und Gottvertrauen, dass unsere Reise gelingt.
Natürlich hat nicht alles so geklappt, wie wir uns das vorgestellt haben. Einmal fuhr der Zug nicht weiter. Wir mussten aussteigen und standen mit hunderten anderen Reisende auf dem Bahnsteig. Wir haben uns schließlich ein Taxi zum nächsten Zielort genommen. Das war die teuerste und schnellste Taxi-Fahrt meines Lebens, die ich aber nicht missen möchte.
Die Landschaften zogen am Zugfenster vorbei
Es waren zwei wunderbare Monate. Ich fand es befreiend, mit nur zwei Rucksäcken zu reisen. Wir konnten einfach in den Zug einsteigen. Die Berge und das Mittelmeer sind an uns vorbeigezogen, während wir aus dem Fenster geschaut haben, gespielt, gelesen oder gegessen haben.
Man braucht nicht viel
Das ist jetzt schon fünf Jahre her, aber ich erinnere mich immer wieder gerne daran. Ich bin gelassener geworden. Jetzt gehe ich öfter los, auch wenn ich nicht auf alles vorbereitet bin oder alles, was ich vielleicht irgendwie brauchen könnte, eingepackt habe. Ich habe gemerkt: Ich brauche nicht viel, auf vieles kann ich verzichten.