hr1 ZUSPRUCH
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Twents, Simone

Eine Sendung von

Katholische Dezernentin für Glaubenskommunikation und Pastorale Innovation, Fulda

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Unerwartete Überraschungen an Silvester

Was war eigentlich ihr absurdestes Silvester? Da dieses Jahr ja alles anders ist, habe ich mich gerade so zurückerinnert und mich gefragt: Vielleicht war ja immer schon alles anders? Oder zumindest ab und zu? Ich erinnere mich an ein geflopptes Silvester vor einigen Jahren. Wir hatten ein Treffen mit alten Studienfreunden aus verschiedenen Teilen Deutschlands. Eigentlich war irgendwie klar, dass wir auch gemeinsam Silvester verbringen. Aber dann ist so kurz vor knapp einer nach dem anderen plötzlich abgereist, so dass wir am 31. mittags nur noch zu dritt waren und die dritte Person hat uns dann auch noch verlassen. Jetzt saßen wir zu zweit da, eine Freundin und ich, übriggeblieben bei ihr in der Bude in Würzburg und waren auf nichts gefasst gewesen. Und auf einmal ist Silvester und wir haben nur noch vier Eier und ein paar Scheiben Schinken im Kühlschrank. Und das Bier ist uns auch ausgegangen. Na ja, haben wir gedacht, dann gehen wir halt essen. Aber alle Restaurants waren schon maßlos überfüllt. Wir Esel hätten natürlich reservieren müssen. Also sind wir wieder zurück in ihre Wohnung getappt mit den vier Eiern und den paar Scheiben Schinken und haben uns erst mal die Eier gebraten. Da saßen wir dann so zu zweit, haben uns angeguckt und erst mal laut gelacht. Irgendwie hatte diese Situation was von Robinson Crusoe und Freitag auf ihrer einsamen Insel. Quasi ein überraschender persönlicher Teil-Lockdown.

Später am Abend sind wir dann noch eine Runde durch die Stadt gelaufen und kamen an einer offenen Kirchentür vorbei. Innen war alles so einladend erleuchtet, es hat uns irgendwie reingezogen. Da fanden wir uns in der wunderschönen Karmeliten-Kirche in Würzburg wieder. Überall verstreut in den Bänken saßen still betende Menschen. Fokussiert auf die Liebe, die vom Altar ausströmte. Eine gefüllte Stille. Ansteckend. Ich merkte, wie ich mich innerlich für die Dankbarkeit öffnete. Dankbarkeit für diesen Abend. Für das Überraschende, nicht selbst Ausgedachte, das wie ein Geschenk in die geplatzten Silvesterplanungen kam. Dankbarkeit dafür, dass in meinem Leben eine segnende Hand da ist. Die auch in dieser überraschenden Situation an meiner Seite ist. Eine liebende Stimme, die mich lockt und hinter den Dingen auf mich wartet. Und die zu mir sagt: Schön, dass Du da bist! Ob dieses Jahr auch wieder so ein seltsames Silvester wird? Ein Silvester, das mir ewig in Erinnerung bleibt? Wie auch immer es wird – ich bin mir sicher: Gott ist mit seiner Schönheit und seiner Liebe an meiner Seite. Auch im neuen Jahr.