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Becker, Michael

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer, Kassel

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Die Kraft der einen Welt

Die Kraft der einen Welt

Wenn ein Kind weint, steht die Welt still. Ganz kurz mal. Der Junge weint. Er steht irgendwo. Im Krieg. In Syrien oder dem Irak.

Um ihn herum Trümmer, Gewehre, manchmal Bomben. Kein Wunder, dass er weinen muss, manchmal. Er ist aber auch tapfer. Und zeigt das der Welt. Aus Plastiktüten hat er sich etwas gebastelt, was er braucht. Ein Trikot, wie Fußballer es tragen. Sein Lieblingsspieler heißt Messi aus Argentinien. Also bastelt er hellblaue und weiße Streifen aus Plastik zu einem Trikot. An den Schultern macht er Knoten.

Den Namen Messi und die Nummer 10 schreibt er mit der Hand aufs Trikot (n.tv 22.01.2017). Ein Bild des Jammers; ein Bild der Tapferkeit. Vor drei Tagen sehen viele das Bild des Kindes im Internet. Und die Welt steht still. ?Aber sie schweigt nicht. Wenn ein Kind traurig ist und doch tapfer bleiben will, muss man handeln. Und wie. Man schreibt sich weltweit hin und her, teilt das Bild miteinander und sagt: Lasst uns dafür sorgen, dass der Junge ein echtes Trikot bekommt. Von Messi, seiner Hoffnung, dem besten Fußballer der Welt. Lasst uns helfen. Tapferkeit muss belohnt werden. Wir sind doch eine Welt.?

Da ist sie – die Kraft der einen Welt. So hat Gott sich das gedacht und vorgestellt. Dass Tränen die Welt anhalten. Nur kurz, für einen winzigen Augenblick. Wir können Krieg nicht ändern; können Bomben nicht aufhalten und Tränen oft auch nicht. Aber eins können wir: Hinsehen. Die Tränen sehen. Und wenn es nur ein Kind ist, so elend wie tapfer.

Dann sammelt die Internetwelt mal ihre Kräfte und verschafft dem Jungen ein Trikot. Vom Weltfußballer. Fantastisch ist das. Und rührend. Welche Kräfte wir haben, wir kleinen Menschen. Kräfte fürs Unheil. Und solche fürs Heil. Was für ein Segen können Menschen sein. Wenn sie nur einen Augenblick still stehen, sich vergessen und ein paar Tränen trocknen.