Nach dem Herzen handeln

„Das ist nicht mehr mein Land, wenn ich den Flüchtlingen nicht mehr freundlich begegnen dürfte“. Angela Merkel hat das vor ein paar Wochen gesagt. Da hatte man gedacht, sie ist vor allem eine pragmatische und nüchterne Physikerin, und dann erklärt sie diese Woche bei Anne Will: „Da habe ich aus meinem Herzen gesprochen“.

Beharrlich bestätigt sie ihre Haltung in der Flüchtlingsfrage. Dabei hagelt es auch eine Menge Kritik, Gegenwind aus den eigenen Reihen und von manchen Regierungschefs in Europa. Sie bleibt dabei: Wir halten am Asylrecht fest und bekämpfen die Ursachen für die Flucht. Es soll keine neuen Zäune in Europa geben. Verteidigt Angela Merkel ein freies, offenes Deutschland so vehement, weil sie die Unfreiheit in der DDR am eigenen Leib erfahren hat?

Was ich erlebt habe und was mir im Herzen wichtig geworden ist, spielt eine große Rolle, wenn ich bei etwas beharrlich bin. Beharrlichkeit ist auch eine christliche Tugend. Sie hilft sich in schwierigen Situationen zurechtzufinden und mutig und zuversichtlich durchzuhalten, was Herz und Gewissen mir sagen.

Das brauch ich auch sonst im Leben. Beharrlich sein heißt nicht stur sein und blind an allem festhalten. Manchmal muss ich falsche Wege auch verlassen und umkehren. Es geht darum, im Herzen abzuwägen, was richtig ist. Wenn ich dann gewiss geworden bin, soll ich das auch mutig tun. Auch wenn andere Lösungen billiger zu haben wären oder wenn ich dafür mehr Lob einstecken könnte.

Die Kanzlerin hat noch gesagt: \"Ich bin Vorsitzende einer christlichen Partei\". Hat sie damit angedeutet, was in ihrem Herzen beharrlich eine Rolle spielt? Freiheit, Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft, Gottvertrauen? Ich weiß es nicht. Aber ich glaube: Es ist für alle Menschen gut, in schwierigen Situationen nach dem Herzen zu handeln. Für Christen heißt das auch: Nach dem zu fragen, was im Sinne Gottes ist. Und das dann mutig zu tun.