Eingebung
„Sie können wirklich beruhigt nach Hause gehen“, sagt die Krankenschwester. „Heute stirbt Ihr Vater nicht.“ Britta ist erschöpft. Sie war den ganzen Tag am Bett ihres Vaters. Noch dazu steckt sie mitten im Umzug. Tausend Dinge sind zu Hause zu tun. Sie fährt heim, duscht und zieht sich Klamotten an, in denen sie gut Kisten packen und putzen kann.
Mitten im Stöbern und Ausmisten durchfährt es sie. „Es war wie eine innere Stimme“, erzählt sie. „Eine Stimme in mir, die sagte: Fahr jetzt sofort zu deinem Vater. Zieh dich nicht um – fahr jetzt!“ So wie sie ist, in ihren Putzkleidern und mit Staub in den Haaren, fährt sie zum Krankenhaus. Sie ist erst ein paar Minuten im Krankenzimmer, da stirbt ihr Vater. Sie war gerade rechtzeitig gekommen.
Manche Menschen erzählen, dass sie es so erlebt haben, als ein naher Angehöriger gestorben ist. Sie haben aus der Ferne gespürt, dass der andere sie braucht. Oder umgekehrt: Es war genau richtig, dass sie gerade jetzt das Zimmer verlassen hatten. So war der Sterbende frei, konnte loslassen und gehen.
„Ich weiß nicht, was das war“, sagt Britta. „Telepathie? Eingebung? Ein Wink des Schicksals? Psychologisch erklärbar oder reiner Zufall? Es war einfach so.“ Jeder hat seinen Zugang zu solchen Erlebnissen und erklärt sie mit seinen Worten. In der Sprache meines christlichen Glaubens wirkt so der Heilige Geist. Er verbindet Menschen miteinander auch über Entfernung hinweg. Er öffnet das Herz, so dass wir spüren können, wie es dem anderen geht.
Es sind besondere Momente, in denen ganz klar wird: Das muss ich jetzt tun. Da muss ich jetzt hin oder mich melden, weil der andere mich braucht. Das ist eine Form von Spiritualität: zu spüren, wir sind miteinander verbunden.