hr1 ZUSPRUCH
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Vorländer, Martin

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer und Senderbeauftragter für den DLF, Frankfurt

"Duplo ist aus, dafür gibt's Kinderriegel!"

„Also, wir haben Sprite, Fanta und Apfelschorle“, zählt Finn auf, was man bei ihm kaufen kann. Das ist noch nicht alles. Er fährt fort: „Bonbons, Duplo – nein, äh, Kinderriegel. Duplo ist aus.“ Finn ist zehn Jahre alt und wohnt in Gladenbach bei Marburg. Er und sein Freund Jan machen in den Sommerferien einen Verkaufsstand an der Straße. Auf den Boden haben die Jungs mit Kreide „Drive in“ geschrieben. 50 Cent kostet ein Becher Limo, Schokoriegel gibt’s für 30 Cent. Knapp 60 Euro haben die Jungs schon eingenommen.

Mit dem Geld wollen sie aber nicht ihr Taschengeld aufbessern. Die beiden Kinder spenden es an die Flüchtlingshilfe in Gladenbach. Warum machen sie das? Finn erklärt: „Weil die Flüchtlinge ja gar kein Geld haben, und weil’s einfach Spaß macht.“ Wenn es gut läuft, stehen Finn und Jan jetzt in den Ferien am Vormittag und Nachmittag an ihrem Verkaufsstand. „An einem heißen Tag hat eine Frau gesagt, dass wir verrückt sind, weil wir da in der Sonne stehen“, berichtet Finn. Er stellt gleich klar: „Obwohl das gar nicht stimmt, wir haben da einen Sonnenschirm.“

Finns Mutter findet toll, wie sich ihr Sohn und sein Freund engagieren. Uneigennützig sind die beiden, so sagt sie. 60 Euro sind für Zehnjährige viel Geld. Damit könnten sie schöne Dinge kaufen. Doch Jan und Finn geben es lieber denen, die es dringender brauchen.

Schon erstaunlich. In Heidenau haben Eltern ihre Kinder mitgenommen, um bei einer Kundgebung der NPD gegen Flüchtlinge zu demonstrieren. Hier in Gladenbach engagieren sich zwei Jungs von sich aus für Flüchtlinge. Jesus hat gesagt: Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, versteht ihr nichts vom Himmel (Matthäus 18,3). Bei Finn und Jan bekommt man eine Ahnung davon, was Jesus gemeint haben könnte. Die beiden sehen: Anderen geht es nicht so gut wie uns. Und sie versuchen, mit ihren Möglichkeiten zu helfen. Der Himmel fängt im Kleinen an.