Wenn der Kaffeeautomat zum Tamagotchi wird
Es gibt Morgen, da bringt einen schon der Kaffeeautomat aus dem Konzept. Ständig will er was von mir. Erst fehlt ihm Wasser. Dann leuchtet das Lämpchen für „Kaffeebohnen nachfüllen“. Schließlich soll ich auch noch die Schublade mit dem Kaffeesatz entleeren. Wie ein Tamagotchi fordert er Zuwendung am laufenden Band und hält mich auf.
So geht das den Tag über weiter. „Ach Schatz, kannst du in deiner Mittagspause heute dieses Päckchen zur Post bringen“, bekommt man als Zusatzaufgabe mit auf den Weg. Im Büro bittet ein Kollege, nur mal schnell über dieses Konzept zu schauen. „Nur mal schnell“ ist schneller gesagt als getan und wieder ist Zeit vergangen, die man für andere Aufgaben reserviert hatte. Nichts läuft wie geplant. Statt die eigenen Sachen vorwärts zu bringen, ist man mit den Bitten anderer beschäftigt. Auf dem gehetzten Weg von einem Termin zum anderen hält einen auch noch ein Passant auf: „Entschuldigung, wie komme ich zum Bahnhof?“ Am liebsten würde man rufen: „Ich kann jetzt nicht!“ – und gibt dann doch Auskunft.
Wie schaffe ich es, einerseits für andere da zu sein, andererseits dadurch nicht selbst auf der Strecke zu bleiben? „Wenn jemand mit dir rechten will und dir deinen Rock nehmen, dem lass auch den Mantel. Und wenn dich jemand nötigt, eine Meile mitzugehen, so geh mit ihm zwei. Gib dem, der dich bittet“, sagt Jesus in der Bergpredigt (Matthäus 5, 40 f). Das klingt klar nach dem Auftrag: jede Bitte erfüllen, sogar noch mehr geben als das, worum der andere gebeten hat. Völlige Selbstverausgabung.
Doch es gibt auch die andere Bewegung, das zu sich Kommen und bei sich Bleiben. Von Jesus heißt es in der Bibel immer wieder: Viele Menschen kamen, um ihn zu hören und gesund zu werden. „Er aber zog sich zurück in die Wüste und betete.“ (Lukas 5, 15 f) So viele Wünsche und Pflichten und Jesus nimmt eine Gebets-Auszeit.
Beides ist wichtig: Inmitten meiner Agenda aufgeschlossen bleiben für das, worum andere mich bitten, was sie wirklich brauchen. Und bei all diesem Engagement achtsam bleiben. Darauf schauen, dass ich selbst Kraft schöpfen und Zeit für mich finden kann. Sonst kann ich irgendwann weder für mich noch für andere etwas tun. Und das wäre doch jammerschade...