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Kristen, Dr. Peter

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt

Ungeschminkt – Zum siebzigsten Geburtstag von Gaby Dohm

Ungeschminkt – Zum siebzigsten Geburtstag von Gaby Dohm

Die Schwarzwaldklinik hat sie bekannt gemacht: Gaby Dohm. Sie ist eine ausgezeichnete Schauspielerin: hat einen Bambi bekommen und eine „goldene Kamera“. In der Fernsehserie „um Himmels Willen“ spielt sie gerade die „ehrwürdige Mutter Oberin“. Gaby Dohm, ist seit gestern siebzig Jahre alt. Natürlich achtet eine Schauspielerin besonders auf ihr Äußeres, ist es gewohnt, lange in der Maske zu sitzen und sich besonders und aufwendig zu kleiden. Hinter der Schminke kann man schon mal ein Jahrzehnt Lebensalter verstecken.

„Siebzig ist für Schauspielerinnen vielleicht nicht mehr so angesagt“, sagte sie in einer Talk Show im Fernsehen. Schönheits-OPs lehnt sie ab, aber mit dem Älterwerden beschäftigt sie sich schon. Sie sagt: „Man überlegt doch, wie kann man gut alt werden. Wie kann man auch würdig und auch mit Geschmack alt werden. Wie kann man versuchen, eben nicht zu versuchen, ewig jung zu sein, äußerlich noch mal sich so aufzubrezeln, und trotzdem nicht muffig zu werden, und trotzdem Power zu haben.“

Wenn Gaby Dohm die Mutter Oberin spielt, eine Nonne in ihrer schwarzen Ordenstracht, die Haare nach hinten gekämmt und streng unter einem Schleier verborgen, dann spielt sie völlig ohne Make-up. Nichts hindert Millionen Fernsehzuschauer daran, ihr ganz ungeschminkt ins Gesicht zu schauen. „Ich finde das so herrlich, sagt Gaby Dohm, man muss sich um nichts Sorgen machen, kein Kostüm, die Haare sind weg ... und es geht nur um das innere Gefühl und den Ausdruck…, ich finde das toll.“

Dass da jemand so gar keine Angst hat, sich auch mit siebzig mal ganz direkt ins Gesicht schauen zu lassen, das ist mutig und selbstsicher. Das kann nur gehen, wenn jemand denkt: Ich bin in Ordnung, egal, wie viele Lach- oder Sorgenfalten das Leben schon in mein Gesicht gezeichnet hat, egal, wie viel mein Gesicht auch von dem zu erkennen gibt, auf das ich vielleicht gar nicht so stolz bin.

Der Glaube an Gott kann dazu Kraft geben: „Gott du hast mich erforscht und kennst mich genau“ (Ps 139,1) Der diesen Psalm betet, will sich auch nicht verstecken, weil er weiß: Gott kennt mich und sieht mich liebevoll an egal, wie alt ich bin, was ich noch leisten kann oder wie ich aussehe. Ich kann mich mal schön machen oder auch mal ungeschminkt zeigen. Das entscheidet nicht über das, was ich wirklich bin. Ich vermute, Gaby Dohm weiß das auch.